Lettland: Monatelange illegale Haft hat gravierende gesundheitliche Auswirkungen
© David Rubens/MSF
1 Min.
Seit Juli 2022 arbeitet Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) in zwei Internierungszentren, in denen Migrant:innen willkürlich und ohne rechtliche Grundlage festgehalten werden, nachdem sie die Grenze aus Weissrussland überquert haben. Für die Inhaftierten hat diese Situation schwere physische und psychische Auswirkungen.
Gegen 50 Personen werden in den Internierungszentren festgehalten, die vom staatlichen Grenzschutzdienst betrieben werden. Das eine befindet sich in der Nähe der Hauptstadt Riga, das andere unweit der weissrussischen Grenze.
«Es handelt sich um verletzliche Menschen. Unter ihnen sind Überlebende von Folter oder sexualisierter Gewalt, Kinder und schwangere Frauen», berichtet Georgina Brown, unsere Projektkoordinatorin in Litauen und Lettland. «Unsere Teams stellen fest, dass sich der seelische und körperliche Zustand der Personen stetig verschlechtert. Diese Inhaftierung über einen längeren Zeitraum könnte nun noch weitere Traumata verursachen.»
Die beiden Zentren werden stark überwacht und den Inhaftierten werden die Telefone abgenommen. Dadurch haben sie nur begrenzte Möglichkeiten, mit der Aussenwelt zu kommunizieren.
Es ist wie ein Gefängnis. Die Menschen wissen aber weder, was sie verbrochen haben sollen, noch wann sie wieder freigelassen werden. Einige werden schon seit acht Monaten festgehalten – ein wahrer Albtraum.
Für Kinder ist dieses gefängnisähnliche Leben besonders schädlich, mit potenziellen Auswirkungen auf ihre psychologische Entwicklung. «Wir sind aus Afghanistan geflohen, weil meine Töchter nicht zur Schule gehen durften und es unter den Taliban keine Freiheit gibt», erzählt Khalid*. «Doch auch jetzt ist es ihnen nicht erlaubt, zur Schule gehen. Sie können sich nicht einmal frei bewegen.»
Männer, die allein reisen, werden wie Kriminelle behandelt. Sie werden regelmässig durchsucht und dürfen ihre Zelle nicht verlassen. Ein junger Mann hat unseren Teams anvertraut, dass einige versucht hätten, sich das Leben zu nehmen.
*Vorname wurde geändert, um die Anonymität zu gewährleisten.
© David Rubens/MSF