«Meine Stadt steht in Flammen!» In der ukrainischen Stadt Kurachowe sind die Menschen von der Gesundheitsversorgung abgeschnitten.
© Yuliia Trofimova/MSF
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Russische Truppen haben Teile der Stadt Kurachowe in der Ostukraine besetzt, und die Frontlinie rückt immer näher an Pokrowsk heran. Die Stadt bot den durch die Kämpfe vertriebenen Menschen früher Zuflucht und leistete humanitäre Hilfe. Durch die wiederholten Angriffe auf die zivile Infrastruktur, insbesondere auf das Wärmekraftwerk in Kurachowe, haben die Menschen derzeit weder Heizung, Strom noch Gesundheitsversorgung und erhalten auch keine humanitäre Hilfe.
Im 150 Kilometer entfernten Transitzentrum in Pawlohrad behandeln unsere Ärzt:innen und Psycholog:innen in der mobilen Klinik Menschen, die aus Kurachowe und Umgebung geflohen sind. Es sind bis zu 50 am Tag. Zudem wird es immer schwieriger, die Stadt Kurachowe überhaupt noch zu verlassen.
Körperliche und seelische Schmerzen
Eine ältere Frau sitzt neben ihrem Mann in einem Rollstuhl. Ihr Gesicht ist mit kleinen Schürfwunden übersät und sie weint. Ihr Mann beugt sich zu ihr hinunter und flüstert ihr etwas ins Ohr, um sie zu trösten. «Mein Bruder liegt unter den Trümmern begraben», wiederholt sie immer wieder.
Dr. Hontariev versorgt zuerst ihre Armverletzung, bevor er sich um zwei weitere Verletzte, einen Vater und seinen Sohn, kümmert. «Der Vater hat Verbrennungen und Verletzungen von Granatsplittern an Rücken und Schienbein erlitten», erklärt er. «Er hat sich diese Verletzungen bereits vor vier Tagen zugezogen und konnte erst jetzt versorgt werden. Solche Verbrennungen entstehen nur, wenn heisses Metall mit dem Körper in Berührung kommt. Die Splitter haben seinen Rücken durch die Kleidung hindurch verbrannt.»
Die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen in der Region
Die Teams von Ärzte ohne Grenzen behandeln viele Patient:innen mit ähnlichen durch Minen oder Explosionen verursachten Verletzungen, die bereits vier oder fünf Tage alt sind. Die anhaltenden Bombardierungen verzögern Evakuierungen und verhindern, dass Verwundete rasch medizinisch versorgt werden können. In den vergangenen zwei Wochen gingen 25 Prozent der von uns in Pawlohrad behandelten Verletzten auf das Konto von Explosionen, bei denen ihre Häuser beschädigt wurden.
Mit dem Näherrücken der Frontlinie in Richtung Pokrowsk wurde im August 2024 das Transitzentrum in Pawlohrad eingerichtet. Mehrere humanitäre Organisationen betreuen dort Menschen, die aus der Region Donezk fliehen. Diese erhalten neben medizinischer Versorgung auch rechtliche und soziale Unterstützung. In ihrer mobilen Klinik im Zentrum führt Ärzte ohne Grenzen jede Woche chirurgische Eingriffe durch.
© Yuliia Trofimova/MSF