Ukraine: Vermehrte Krankentransporte zeigen die gravierenden Kriegsfolgen für die Bevölkerung
© Olexandr Glyadyelov
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2. September 2024. Zwischen Januar und Juli haben die Ambulanzteams von Ärzte ohne Grenzen in der Ukraine mehr als 8000 Patient:innen aus Kliniken in Frontnähe in andere Gebiete gebracht – das sind dreissig Prozent mehr als in den sechs Monaten zuvor.
Mehr als die Hälfte der Patient:innen hatte Verbrennungen oder Verletzungen, die in direktem Zusammenhang mit den Kämpfen stehen. Diese Zahlen zeigen die weiterhin alarmierenden Konsequenzen des Krieges für die Bevölkerung.
Auf Anfrage von Gesundheitseinrichtungen in Frontnähe im Osten, Süden und Nordosten des Landes bringen 17 Krankenwagen von Ärzte ohne Grenzen Patient:innen in weniger überfüllte Spitäler oder solche, die die Verletzungen besser behandeln können. Mehr als 15 Prozent der in diesem Jahr transportierten Patient:innen mussten mit speziell ausgerüsteten Intensivtransportwagen zu Intensivstationen gebracht werden. Unter ihnen befanden sich 38 Kinder, das jüngste gerade einmal drei Jahre alt.
Wir brauchen diese Intensivtransportwagen für Patient:innen mit schweren Verletzungen und Atemproblemen, beispielsweise Kopftraumata, Verbrennungen, mehrfachen Frakturen und Schäden an inneren Organen. Diese Menschen brauchen zur Behandlung spezielle Geräte – etwa für die Beatmung und Sauerstoffversorgung. Sechzig Prozent der von uns transportierten Patient:innen haben kriegsbedingte Verletzungen, darunter Kopfverletzungen, Verletzungen an Rumpf und Gliedmassen, Weichteilverletzungen und schwere Blutungen.
Ärzte ohne Grenzen bietet seit April 2022 Überweisungen per Krankenwagen an. Derzeit sind 17 Krankenwagen im Einsatz, darunter fünf Intensivtransportwagen und drei Fahrzeuge, die bis zu sieben Patient:innen gleichzeitig befördern können. Diese Wagen für mehrere Patient:innen haben einen grossen Vorteil, weil in Zeiten von starkem Beschuss jede zusätzliche Fahrt auch ein zusätzliches Risiko bedeutet.
Den höchsten Bedarf für die Transporte gibt es, wenn lokale Spitäler nach Raketenangriffen eine hohe Zahl Verletzter versorgen müssen. Jederzeit kann es zu neuem Beschuss kommen und die Teams von Ärzte ohne Grenzen arbeiten ständig im Ausnahmezustand.
«Wir sind zutiefst beunruhigt über die verheerenden Auswirkungen der wiederholten Angriffe, auch auf zivile Gebiete», sagt Christopher Stokes, Notfallkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in der Ukraine. «Es kommen immer neue Traumapatient:innen hinzu, die eine Überweisung benötigen. Unsere Ambulanzteams kümmern sich darum, dass sie in Spitäler gebracht werden, die auf die erforderlichen Behandlungen spezialisiert sind. Weil aber immer mehr Gesundheitseinrichtungen zerstört oder beschädigt sind oder geschlossen werden und es immer neue Angriffe gibt, wächst der Druck auf die verbleibenden Kliniken. In der Folge haben immer mehr Menschen keinen Zugang zu der Versorgung, die sie benötigen.»
© Olexandr Glyadyelov