MSF behandelt Hunderte von Verletzten nach gewaltsamen Auseinandersetzungen
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Zehn Tage nach Ausbruch der Unruhen leistet MSF immer noch Nothilfe für Verletzte und Vertriebene. Überblick über die aktuellen Aktivitäten von MSF.
Am 5. Dezember 2013 wurden bei bewaffneten Auseinandersetzungen in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, mehrere hundert Menschen getötet. Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) begann sofort, Verletzte zu versorgen. Die Organisation leistete auch Hilfe für die grosse Zahl von Menschen, die durch die Gewalt gezwungen waren, ihre Häuser zu verlassen. Zehn Tage nach Ausbruch der Unruhen schätzt das Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA), dass 189’000 Menschen bzw. jeder vierte Einwohner aus Bangui vertrieben wurde.
Am 5. Dezember nahmen MSF-Teams die Arbeit im grössten Spital der Stadt auf, um das Personal des Gesundheitsministeriums zu unterstützen. In der Woche zuvor hatte die Organisation eine chirurgische Einheit eingerichtet und ein Team bereitgestellt.
In den ersten Stunden der Kämpfe strömten unaufhörlich Verletzte in das Spital. Die Gänge waren überfüllt mit Verwundeten, einige mussten auf dem Boden oder auf Bänken im Triage-Bereich stabilisiert werden. Die MSF-Teams im Spital behandelten mehr als 100 Menschen. Gleichzeitig wurde die Lage in anderen Stadtvierteln beurteilt und Verletzte wurden ebenfalls ins Spital überwiesen.
In den folgenden zehn Tagen behandelte MSF 390 Menschen im Gemeindespital und führte mehr als 200 Operationen durch. Die angespannte Situation legte sich etwas, als bewaffnete Männer, die sich vor dem Krankenhaus positioniert hatten, die Gegend verliessen. Auch der Zustrom an Verwundeten nahm ab. Sieben Zelte wurden aufgestellt, um die Kapazität des Spitals um 100 Betten aufzustocken.
Am 7. Dezember begann MSF, das Gesundheitszentrum Castor zu unterstützen, das vor der Krise eine Frauenklinik war. Die Teams betreuten schwangere Frauen und führten Geburtshilfe durch. Der Fokus lag jedoch auf dem Ausbau chirurgischer Kapazitäten, damit eine grössere Anzahl von Verwundeten behandelt werden konnte. Bis heute wurden im Gesundheitszentrum Castor 124 Patienten behandelt und rund 20 Operationen durchgeführt.
Neben der Behandlung der Verwundeten hilft MSF auch den Vertriebenen, die Gewalt und Plünderungen zum Opfer gefallen sind. MSF-Teams unterstützen drei der 40 Standorte in der Umgebung von Bangui, wo sich die Vertriebenen eingefunden haben. Sie konzentrieren sich vor allem auf die medizinische Versorgung von Kindern unter fünf Jahren, schwangeren Frauen und Verwundeten.
Im Don-Bosco-Lager leben zwanzigtausend Menschen. MSF hat temporäre Latrinen errichtet, die Wasserversorgung verbessert und 548 ärztliche Behandlungen durchgeführt. Im Kloster Boye Rabe, wo sich 12’000 Vertriebene eingefunden haben, halfen die Teams, das Gesundheitszentrum neu zu organisieren. Mehr als 1’300 Behandlungen wurden dort seit dem 8. Dezember vorgenommen, die Hälfte davon für Kinder unter fünf Jahren.
Sehr dramatisch ist die Lage im Mpoko-Lager, am Stadtrand des Flughafens von Bangui. Mehr als 45’000 Vertriebene leben dort mitten im Schlamm, notdürftig unter Planen und haben bisher keine Unterstützung erhalten. MSF ist seit dem 7. Dezember vor Ort und hat eine Klinik eingerichtet, in der fast 400 Behandlungen täglich durchgeführt werden.
Die Mitarbeiter arbeiten in einem provisorischen Operationssaal, führen kleinere Eingriffe durch, behandeln leichte Wunden und stabilisieren die schwersten Fälle. Hunderte Verletzte wurden bisher versorgt. Die kritischsten Fälle werden in die beiden Spitäler, in denen MSF tätig ist, überwiesen. In einem zweiten Raum behandeln drei Ärzte unzählige Patienten, vor allem Kinder unter 5 Jahren. Ein drittes Zimmer wurde für Geburten eingerichtet; bis heute wurden dort 32 Kinder geboren. Draussen werden die Patienten in drei Zelten versorgt, von denen eines als Mutter-Kind-Station fungiert.
Die vielen Fälle von Malaria, Atemwegsinfektionen und Durchfallerkrankungen deuten auf eine Verschlechterung der Lebensbedingungen im Lager hin. Die vertriebenen Menschen am Flughafen versuchen, ohne angemessene Hilfe zu überleben. Sie leben schon seit längerer Zeit ohne Latrinen, Nahrungsmittelhilfe, Schutzdächer oder Moskitonetze. Kinder unter fünf Jahren, alleinerziehende Mütter und schwangere Frauen zahlen den höchsten Preis für diese Lebensbedingungen.
MSF ist seit 1997 in der Zentralafrikanischen Republik tätig und betreut derzeit sieben reguläre Projekte (in Batangafo, Boguila, Carnot, Kabo, Ndele, Paoua und Zemio) sowie vier Nothilfe-Projekte (in Bangui, Bossangoa, Bouca und Bria). Ein mobiles Nothilfe-Team kümmert sich um die Vertriebenen in den Lagern von Bangui.
Bis Ende des Jahres hofft MSF, die Arbeit in den Spitälern in Bangassou und Ouango aufnehmen zu können. Derzeit wird eine kostenlose medizinische Versorgung für rund 400’000 Menschen mit etwa 800 Spitalbetten angeboten. Es gibt eine Zusammenarbeit mit sieben Spitälern, zwei Gesundheitszentren und 40 Gesundheitsposten. Die MSF-Teams setzen sich aus mehr als 100 internationalen und rund 1’100 MitarbeiterInnen der Zentralafrikanischen Republik zusammen.