Ohne Nachschub sind die Teams von MSF in Haiti auf verlorenem Posten

Port-au-Prince, Haiti, 15/01/2009.

2 Min.

Die Einrichtungen und Operationssäle von MSF in und um Port-au-Prince arbeiten auch am siebten Tag unter Hochdruck. Die Mitarbeiter sind zunehmend besorgt wegen der Nachschubprobleme, die allmählich negative Auswirkungen für die Patienten haben. Medikamente für chirurgische Behandlungen und Ausstattung wie Dialysegeräte werden dringend gebraucht, aber die Probleme beim Landen von Cargoflugzeugen führen zu Verzögerungen.

„Die Arbeit findet unter sehr schwierigen Bedingungen statt“, meint Loris De Filippi, Koordinator von MSF im Choscal Krankenhaus in Cite Soleil. „Es ist der schwierigste Teil unserer Arbeit. Jedes mal, wenn wir aus dem Operationssaal kommen, sehen wir in den Gesichtern die Bitte um Behandlung. Die Menschen flehen uns vor dem Krankenhaus um Hilfe an. Das ist eine sehr schwierige Situation. Wir versuchen, unsere Kapazitäten auszuweiten, um diesen Menschen zu helfen. Aber wir brauchen den Nachschub vom Flughafen, und wir wissen nicht, weshalb die Flugzeuge umgeleitet werden.“

Im Krankenhaus in Carrefour arbeiten die Mitarbeiter ebenfalls unter sehr schwierigen Bedingungen. Paul McMaster, ein Chirurg, berichtet von den Bedürfnissen: “Wir haben die dringend benötigte Ausstattung noch nicht im Krankenhaus. Uns gehen die Vorräte aus. Am Samstag fehlten uns Betäubungsmittel. Wir haben keinen Gips, um Brüche zu versorgen, zudem haben wir zurzeit keine Verbände. Es ist einfach ein logistischer Albtraum, diese grundlegenden Materialien rechzeitig zu erhalten.“

In Martissant, einem weiteren Krankenhaus von MSF, wurden seit dem Erdbeben mehr als 1’500 Patienten behandelt. Derzeit befinden sich 120 Menschen in dem Krankenhaus, 20 von ihnen mit Verbrennungswunden. Ausserdem versorgt MSF an sechs weiteren Orten Patienten mit ähnlichen, erdbebengbedingten Verletzungen. Eine der zuletzt wieder hergestellten Einrichtungen ist die Dialysestation des grossen Allgemeinkrankenhauses von Port-au-Prince, wo MSF mit einer Dialysemaschine arbeitet, die das Beben unbeschadet überstanden hat. Die Nierenspezialisten von MSF führten gestern die erste Behandlung durch und werden die Aktivitäten ausweiten, sobald neue Dialysegeräte auf dem Landweg von der Dominikanischen Republik eintreffen.

Eine der am stärksten vom Erdbeben betroffenen Städte ausserhalb von Port-au-Prince ist Leogane. Ein Team unterstützt dort eine Krankenpflegeschule, deren Mitarbeiter medizinische Hilfe leisten. In der gleichen Stadt bereitet ein weiteres Team von MSF vier chirurgische Stationen in einem ehemaligen Missionskrankenhaus vor, um ein Referenzzentrum für die Region zu schaffen. In Jacmel, einer anderen schwer getroffenen Stadt, hat ein weiteres Team damit begonnen, im OP des bestehenden Krankenhauses zu operieren. Parallel dazu wird am Aufbau des aufblasbaren Krankenhauses mit zwei weiteren OPs in Port-au-Prince gearbeitet. Für den Aufbau benötigtes Material und Mitarbeiter waren mit grosser Verspätung eingetroffen, da ein Frachtflugzeug auf die Dominikanische Republik umgeleitet wurde.