Pakistan: Ganze Dörfer sind noch von der Aussenwelt abgeschnitten und bislang ohne jede Hilfe

Victime des inondations à Gulabad, Pakistan, 08/08/2010

3 Min.

Während die Überschwemmungen in manchen Regionen Pakistans zurückgehen, bleibt die Not für die Überlebenden gross. In den Distrikten Charsadda und Nowshera haben MSF-Teams Dörfer erreicht, die noch völlig von der Aussenwelt abgeschnitten und bislang ohne jede Hilfe sind. Die Teams weiten ihre Hilfe aus, und konzentrieren sich unter anderem auf die Versorgung mit sauberem Trinkwasser, um die Ausbreitung von Krankheiten, die durch verunreinigtes Wasser hervorgerufen werden, zu vermeiden. Insgesamt sind derzeit rund 100 internationale und 1’200 nationale Mitarbeiter von MSF im Einsatz.

„Es ist sehr schwierig, sich ein Gesamtbild von der Lage der Menschen zu machen“, sagt Alan Lefevre, Nothilfekoordinator von MSF. „Viele Gegenden der Provinz Khyber Pakhtunkhwa sind noch immer nur per Helikopter zu erreichen. Und da weitere starke Regenfälle erwartet werden, ist auch die Situation in Provinzen wie Punjab, Kashmir oder Sindh unklar.“
Am Donnerstag erkundete ein MSF-Team per Helikopter die Situation in den Distrikten Swat, Peshawar, Nowshera und Charsadda. „In der Umgebung von Charsadda Stadt und im gesamten Nowshera Distrikt sind ganze Dörfer einfach weggespült worden", beschreibt Lefevre die Situation. "Die Menschen leben unter freiem Himmel, neben dem was von ihren Häusern übrig ist. Sie haben bislang keinerlei Hilfe erhalten."

21 Wasserstellen versorgen mehr als 100’000 Menschen

Mitarbeiter von MSF haben in Charsadda, Lower Dir und an acht Orten in Swat 21 Wasserstellen eingerichtet. Diese versorgen derzeit rund 100’000 Menschen. Zusätzlich stellt MSF dem Krankenahaus im Distrikt Lower Dir sauberes Wasser bereit.
Der Bedarf an sauberem Wasser ist immens. Wasserleitungen sind zusammengebrochen, Wasserstellen kontaminiert. Durch den Mangel an Trinkwasser und die schlechten hygienischen Bedingungen drohen sich Durchfallerkrankungen wie Cholera, Atemwegserkrankungen und Hautinfektionen auszubreiten. Für den Fall von Choleraausbrüchen hat MSF mehrere Behandlungszentren eingerichtet. Bislang ist die Situation aber unter Kontrolle.
Die Mitarbeiter weiten derzeit die Verteilung von so genannten Hygiene-Kits aus. In Charsadda wurden am Freitag 500 Familien mit Seife, Wasserkanistern und Ähnlichem versorgt. Weitere 500 Familien, die an der Strasse zwischen Charsadda und Peshawar Zuflucht gesucht haben, sollen ebenfalls Hilfsgüter erhalten. In der Provinz Baluchistan haben Mitarbeiter in der Stadt Bakhtirabad, einer der am schwersten betroffenen Städte der Provinz, und in dem Ort Fadfedar bereits in den vergangenen Tagen Hilfsgüter an rund 1’000 Familien verteilt. Die Versorgung von 5’000 weiteren Familien wird am Sonntag beginnen. Parallel zu den Hilfsaktivitäten laufen weitere Erkundungen in verschiedenen Teilen Baluchistans.

Auch Medikamente sind vom Wasser weggespült worden

Die Überflutungen haben auch die medizinischen Einrichtungen getroffen. Vor allem die Versorgung mit Medikamenten ist schwierig. Daher unterstützt MSF Krankenhäuser und Gesundheitszentren in den Distrikten Nowshera und Peshawar.
Im Pabbi Krankenhaus in Nowshera untersuchen die Mitarbeiter täglich rund 295 Patienten und behandeln hauptsächlich Hautkrankheiten und akuten Durchfall. Im Krankenhaus des Distrikts Nowshera unterstützt ein Team die Notaufnahme und die ambulante Abteilung. „Auch wenn das Krankenhaus nicht komplett zerstört worden ist, ist fast alles vom Wasser weggespült worden, so dass es praktisch keine medizinische Ausrüstungen und Medikamente mehr gibt“, sagt Thomas Conan von MSF. Ausserdem wurden drei Rettungsfahrzeuge zur Verfügung gestellt, mit denen bisher etwa 10 Patienten pro Tag überwiesen werden konnten.
Um die Menschen, die nach den Überschwemmungen in Schulen oder abgelegenen Gebieten leben, zu versorgen, sind mobile medizinische Teams gebildet worden. Drei dieser Teams besuchen in den Distrikten Charsadda und Peshawar täglich unterschiedliche Orte. Am Donnerstag behandelten sie insgesamt 300 Patienten.
Ein Frachtflugzeug mit 60 Tonnen Material zur Wasseraufbereitung, Medikamenten und andere Materialien ist in der Nacht auf Freitag von Europa nach Pakistan aufgebrochen. 50 weitere Tonnen Medikamente und Hilfsgüter sollen folgen. Auch weitere Mitarbeiter werden nach Pakistan gesendet.