Swasiland: Protestmarsch gegen Reduzierung finanzieller Mittel im Kampf gegen HIV/Aids
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Am Dienstag, 28. September 2010 demonstrierten knapp 500 HIV-infizierte Menschen zusammen mit weiteren Aktivisten in den Strassen der swasiländischen Hauptstadt Mbabane, um ihrem Anliegen Gehör zu verschaffen. Das kleine Binnenland zwischen Südafrika und Mosambik hat die höchste HIV-Rate der Welt.
Die laute Protestaktion war eine deutliche Ansage an die internationale Gemeinschaft, den Kampf gegen HIV/AIDS fortzuführen und mittels fortlaufender finanzieller Unterstützung weiter auszubauen. Gegenwärtig erhält nur ein Drittel der 15 Millionen Menschen weltweit die für sie notwendige antiretrovirale Therapie, weshalb der Kampf bei weitem noch nicht für beendet erklärt werden kann. Die Demonstranten verlangten ausserdem von der swasiländischen Regierung, dass sie sich bei den wichtigsten internationalen Spendern für zusätzliche Beiträge an den Globalen Fonds einsetzt. Der Globale Fonds ist der bedeutendste Geldgeber für HIV-, Tuberkulose- und Malariaprogramme in Entwicklungsländern wie Swasiland.
Der Protestmarsch war eine Reaktion darauf, dass wichtige Spenderländer offensichtlich einen Rückzieher machten von ihrem Versprechen, Menschen mit HIV universellen Zugang zur Behandlung zu gewährleisten. Dieser Rückzug erfolgt zu einem Zeitpunkt, da der Globale Fonds über die nächsten drei Jahre 20 Milliarden USD sammeln muss. „Gebrochene Versprechen sind tödlich!“, mahnte ein Plakat eines Demonstranten, andere verkündeten: „Nicht der Moment, HIV/AIDS-Gelder zu streichen!“ oder „Keine Rückzieher bei AIDS-Behandlung!“
Als internationale medizinische und humanitäre Organisation ist MSF in der Behandlung von HIV-infizierten Menschen in Swasiland und vielen anderen Ländern tätig und nahm deshalb an diesem Anlass teil. Unter den weiteren Teilnehmern befanden sich Swaziland Positive Living (SWAPOL), Swaziland National Network of People Living With HIV/AIDS (SWANNEPHA), Women Together, Swaziland AIDS Support Organisation (SASO), Swaziland Christian Youth Network und International Coalition of Women (ICW).
“In den vergangenen zwei Jahren haben wir in der AIDS-Hilfe bei den reichen Geberländern eine Kehrtwende beobachtet. Der Geldhahn für den Globalen Fonds wurde zugedreht. Für uns ist dies besorgniserregend, insbesondere jetzt, da Swasiland vor kurzem erst beim Globalen Fonds zwei umfangreiche Anträge für finanzielle Unterstützung für die 10. Runde eingereicht hat“, so Aymeric Péguillan, MSF-Landeskoordinator in Swasiland.
Gemäss MSF ist dieser Gesinnungswandel ein herber Rückschlag nach all den bisher erzielten Erfolgen in der Bekämpfung von HIV und TBC. Der Zeitpunkt ist zudem sehr kritisch, da immer mehr Menschen ihren HIV-Status kennen möchten. Ausserdem wird die Anzahl Personen, die eine Erstbehandlung erhalten, aufgrund der neuen Empfehlungen der Weltgesundheitsbehörde (WHO) erwartungsgemäss in die Höhe schnellen. Diese Empfehlungen erweitern die Aufnahmekriterien, wodurch mehr Patienten Anspruch auf eine Behandlung haben.
Der Protestmarsch war Bestandteil einer weltweiten Initiative, die fordert, die globalen finanziellen Mittel im Kampf gegen HIV und TBC aufzustocken. Er wurde von vielen als Erfolg betrachtet. Es wird sich jedoch erst zeigen müssen, ob die Spendergemeinschaft den Aufruf erhört hat, ob sie der Aufforderung Folge leisten will und ob sie der Kehrtwende weg von der HIV/AIDS-Unterstützung Einhalt gebieten wird.