Tschad: Flüchtlingsströme nach Gewaltausbruch im Sudan
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Innerhalb weniger Tage sind mehr als 10'000 Flüchtlinge in der Region Tissi eingetroffen.
Bereits seit fast drei Monaten leben etwa 25’000 Flüchtlinge und Rückkehrer in Dörfern der Region Tissi. Doch seit dem 4. April 2013 sind zusätzliche 10’000 Menschen dazugekommen, die vor gewalttätigen Zusammenstössen im zehn Kilometer von der Grenze entfernten sudanesischen Um Dukhun fliehen mussten. Es werden weitere Flüchtlingsströme erwartet.
Die Flüchtlinge erzählen alle ähnliche Geschichten: Dörfer werden von bewaffneten Reitern angegriffen und in Brand gesetzt, Familienmitglieder getötet, Frauen und Kinder lassen ihr gesamtes Hab und Gut zurück und fliehen. Die Kämpfe zwischen einigen arabischen Stämmen aus Nord- und Zentral-Darfur sind bereits vor einigen Monaten wieder aufgeflammt, aber in den vergangenen Tagen hat sich die Situation dramatisch verschlechtert.
90 Prozent der Flüchtlinge sind Frauen
Laut dem UNHCR sind es mehr als 10’000 Personen, die nun zu den 25’000 Flüchtlingen hinzukommen, die sich schon vor einiger Zeit in der Gegend niedergelassen haben. Etwa ein Drittel dieser Gruppe kommt aus dem Sudan und der Zentralafrikanischen Republik, während die anderen aus dem Tschad selbst stammen, sich jedoch im Sudan und in der Zentralafrikanischen Republik niedergelassen hatten. Über 90 Prozent der Flüchtlinge sind Frauen. Sie lebten unter Bäumen oder in behelfsmässigen Unterkünften und mussten somit bisher ohne jegliche Unterstützung auskommen.
Derzeit behandelt MSF die Verwundeten in Tissi und überweist die schwersten Fälle nach Goz Beida oder Abéché. Gleichzeitig versuchen die Teams, einen Masernausbruch in einer nahegelegenen Region zu bekämpfen. „Allein in Saraf Bourgou gibt es 35 bestätigte Masernfälle, was 25 Prozent der Untersuchungen entspricht“, sagt Alexandre Morhain, MSF-Einsatzleiter im Tschad. „Schon sieben Kinder sind der Krankheit zum Opfer gefallen, fünf von ihnen waren jünger als fünf Jahre alt.“ In Zusammenarbeit mit der tschadischen Gesundheitsbehörde wird MSF notfallmässig bald eine Impfkampagne in der gesamten Region Tissi starten. Ausserdem werden Fälle von schwerer Mangelernährung und pädiatrische Notfälle behandelt.
Regenzeit erfordert schnelles Handeln
Es gibt auch viele andere Probleme. „Die Flüchtlinge haben keine Lebensmittelvorräte und kaum Zugang zu sauberem Trinkwasser“, sagt Morhain. „Ihre Lage ist prekär. Daher ist es dringend notwendig, dass andere humanitäre Organisationen schnell die Verteilung von Nahrung und anderer Güter organisieren.“ Mit der Regensaison werde dies immer dringlicher, fügt er hinzu: „Wir müssen jetzt handeln, weil es binnen zweier Monate nicht mehr möglich sein wird, die Region über Strassen zu erreichen.“
MSF arbeitet seit 1983 im Tschad und betreibt mehrere Projekte in Abéché, Massakory, Am Timan und Moïssala. In Darfur behandelten die Teams von MSF in Zusammenarbeit mit den sudanesischen Gesundheitsbehörden nach Zusammenstössen in Jebel Amir im vergangenen Februar Verwundete im Al Sireaf-Spital in Nord-Darfur.