DR Kongo: MSF verurteilt Gewalttaten gegen die Zivilbevölkerung in Masisi
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Nach Zusammenstössen bewaffneter Gruppen in der Region Masisi in Nord-Kivu am 27. September, im Zuge derer es zu Übergriffen auf die Bewohner der Dörfer Butemure, Lwibo, Bikudje, Majengo und Katiri gekommen ist, ruft MSF die Konfliktparteien dazu auf, die Zivilbevölkerung gemäss dem humanitären Völkerrecht zu respektieren. Die internationale Hilfsorganisation hat sofort mobile Kliniken in der Region eingerichtet, um den Betroffenen erste Hilfe zu leisten.
Der Angriff am vergangenen Freitag hat Berichten zufolge mehrere Dutzend Opfer gefordert, darunter Frauen und Kinder. Viele Menschen wurden verletzt. Die genaue Anzahl der Toten, Verletzten und Verschwundenen ist schwer zu schätzen, da viele Bewohner der Dörfer aus Angst vor neuen Angriffen in den Busch geflohen sind. «Ich habe gehört, wie die Nachbarn schrieen, dass die Milizen kommen. Ich bin aufs Feld zu meinem Mann gelaufen. Aber als ich dort ankam, konnte ich ihn nicht finden, nur sein Hut und blutverschmiertes Werkzeug lagen da», erzählt eine Dorfbewohnerin. Andere haben Mitarbeitern von MSF erzählt, dass 46 Schüler und 3 Lehrer entführt wurden, nachdem ihre Schule in Brand gelegt worden war.
Im Laufe der bewaffneten Angriffe wurde eine Brücke zerstört, während sie Bewohner auf der Flucht überquerten. «Ich habe meinen Sohn von der Brücke stürzen sehen. Bewaffnete Männer haben Macheten eingesetzt, um die letzten Seile zu zerreissen, die die Brücke noch hielten. Kurz davor schnitten sie noch Männern die Kehle durch und warfen sie ins Wasser», erzählt ein Bewohner von Lwibo.
Am Tag nach dem Angriff hat MSF in Lwibo über 80 Patienten behandelt und neun Opfer sexueller Gewalt betreut. Ein MSF-Team ist auch in den Ort Bikudje gefahren, wo von zwei Verletzten und etwa 30 Verschwundenen die Rede war. Die Teams sind noch dabei, die Tragweite der Angriffe und die Anzahl der Verletzten abzuschätzen, um darauf entsprechend reagieren zu können. «Mehrere Dörfer sind nur zu Fuss erreichbar, und wir fürchten, zu spät zu kommen. Dennoch scheint bereits jetzt klar zu sein, dass gegen die Zivilbevölkerung Gewalttaten verübt wurden und wir daher nicht schweigen können», empört sich Bertrand Perrochet, Einsatzleiter von MSF in der Demokratischen Republik Kongo. «Die bewaffneten Gruppen in der Region müssen die Zivilbevölkerung gemäss dem internationalen humanitären Völkerrecht respektieren», fügt er hinzu.
Die Region Masisi ist immer wieder Schauplatz von Gewalt, die die Bevölkerung zwingt, aus ihren Dörfern zu fliehen. Im August wurden in Nord Kivu über eine Million Vertriebene registriert.
MSF unterstützt das allgemeine Referenzkrankenhaus von Masisi seit 2007 und bietet dort kostenlose Gesundheitsversorgung an. Zwischen Januar und August 2013 hat MSF über 8’800 Patienten stationär behandelt, 1717 chirurgische Eingriffe und 86’000 Behandlungen durchgeführt. MSF errichtet auch je nach Bedarf immer wieder mobile Kliniken in der Region.