«Es ist schwer zu ertragen, die leblosen Körper von Kindern zu sehen»: Ärzte ohne Grenzen leistet medizinische Hilfe nach russischem Angriff auf Sumy

Interventions des équipes d'urgence de Médecins Sans Frontières (MSF) suite à une attaque ayant touché un immeuble résidentiel.

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Am Abend des 17. November wurde ein dicht besiedeltes Gebiet in der Stadt Sumy im Nordosten der Ukraine bombardiert. Die Explosion in einem Innenhof beschädigte 13 Gebäude und Dutzende Wohnungen.

Rettungsteams von Ärzte ohne Grenzen leisteten medizinische Hilfe. Nach vorläufigen Angaben der örtlichen Behörden wurden 84 Menschen verletzt, darunter elf Kinder. Weitere elf Menschen wurden getötet, darunter ein neunjähriger Junge und ein 14-jähriges Mädchen.

Es ist schwer zu ertragen, die leblosen Körper von Kindern zu sehen. Als wir ankamen, waren ihre Leichen bereits aus dem brennenden Gebäude getragen worden. Es war eine lange Schlange von Krankenwagen vor Ort. Die Fensterscheiben der umliegenden Gebäude waren zerbrochen und Brände wüteten. Die Rettungskräfte löschten die Flammen und trugen die Toten und Verletzten hinaus.

Hanna Sushkina, Notärztin bei Ärzte ohne Grenzen

Das Team von Ärzte ohne Grenzen behandelte vier Menschen mit Verletzungen, darunter auch solche mit Weichteilwunden. «Eine Patientin erzählte, dass sie auf ihrem Sofa sass, als der Angriff stattfand. Zerbrochenes Glas verursachte Schnittwunden. Viele Menschen, die wir sahen, litten unter akutem Stress und waren verwirrt», berichtet Hanna Sushkina.

Der Angriff verursachte einen vorübergehenden Stromausfall in der Region. Die Rettungskräfte setzten ihre Arbeit in der Dunkelheit mit Scheinwerfern fort. Während Ärzte ohne Grenzen vor Ort war, gab es in der Nähe einen zweiten Anschlag, woraufhin das Team die Patient:innen in eine nahe gelegene Unterkunft verlegte, um sie dort weiter zu versorgen.

Hilfeleistung nach diesen Angriffen ist extrem schwierig. Anhaltende Bombardements oder sogar Doppelanschläge gefährden das medizinische Personal. Das kann die Reaktionszeiten verlängern und schränkt die lebenswichtige medizinische Versorgung in einer Notsituation ein.

Thomas Marchese, leitender Notfallkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in der Ukraine

Ärzte ohne Grenzen ist seit Oktober 2024 in Sumy im Einsatz, bietet medizinische Versorgung nach Raketenangriffen und sorgt für den Transport von Patient:innen zwischen Gesundheitseinrichtungen in der gesamten Ukraine. In nur zwei Monaten haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen mehr als 150 Personen aus Sumy in Städte wie Kiew, Tschernihiw und Zhytomyr gebracht. Die meisten von ihnen mussten auf die Intensivstation überwiesen werden.

Ärzte ohne Grenzen unterstützt die Gemeinden in Sumy seit der Rückeroberung der Gebiete. Die Teams leisten psychologische Hilfe und unterstützen Betroffene bei der physischen Rehabilitation, unter anderem im Spital von Trostianets. Im März 2024 verurteilte Ärzte ohne Grenzen einen Angriff auf dieses Spital, der die Bereitstellung wichtiger Behandlungen einschränkte.