Gewalt im Südsudan: Hunderte Verwundete in Jonglei ohne medizinische Versorgung

Vue aérienne de l’Etat du Jonglei et de la rivière Pibor, non loin de la ville de Pibor.

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Die Teams von MSF behandeln Verletzte auf beiden Seiten des Konflikts.

Im südsudanesischen Bundesstaat Jonglei verursachten eskalierende Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Volksgruppen eine unbekannte Zahl von Toten und Verwundeten. Teams von Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) haben bereits Hunderte von Verletzen behandelt und versuchen, Tausende Menschen zu erreichen, die sich im Busch versteckt halten.
Diesen Auseinandersetzungen waren Kämpfe zwischen der Südsudanesischen Armee (SPLA) und den bewaffneten Milizen von David YauYau vorausgegangen, die ungefähr 120'000 Personen zur Flucht in den Busch des Countys Pibor zwangen.
Seite dem 14. Juli arbeiten chirurgische Teams von MSF und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) im Spital von Bor, wo sie die Patienten, die aus Manyabol gebracht werden, notfallmedizinisch versorgen. „Derzeit behandeln wir mit Unterstützung der Gesundheitsbehörden 176 Verwundete, darunter 128 mit Schusswunden. Bis jetzt mussten wir 34 chirurgische Eingriffe vornehmen. Wir erwarten noch weitere Verletzte“, sagt Raphael Gorgeu, Einsatzleiter von MSF. „Unsere nächste Priorität ist jetzt sicherzustellen, dass Patienten, die eine postoperative Behandlung brauchen, in unsere grösseren Hilfsprogramme in Lankien, Nasir und Leer geflogen werden. Sieben Patienten wurden schon verlegt.“

Menschen in malariaverseuchten Sumpfgebieten erreichen

Ein anderes Team von MSF versucht, zehntausende Menschen zu erreichen, die in unsichere und malariaverseuchte Sumpfgebiete geflohen sind, wo sie ohne sauberes Trinkwasser, Nahrung und medizinische Versorgung ausharren. Ein MSF-Team wurde entsandt, um südlich der Stadt Pibor erste Hilfe für diese Menschen zu leisten und weitere medizinische Bedürfnisse zu ermitteln.
„Die Menschen haben Angst, in die Städte zu kommen. Deshalb ist es wichtig, dass wir sie vor Ort versorgen können“, sagt John Tzanos, der Leiter des MSF-Teams im Bezirk Pibor. Schon Anfang Juli hat das Team im Städtchen Boma, in dem es zu heftigen Kämpfen gekommen war, eine kleine Klinik eingerichtet. MSF unterhält auch einen Gesundheitsposten in Gumuruk. Nachdem das Spital der Hilfsorganisation in Pibor-Stadt im Mai gezielt zerstört worden war, ist dies derzeit die einzige Gesundheitseinrichtung im gesamten Bezirk.
„Die Koordination zwischen MSF und dem IKRK ist entscheidend, um die humanitäre und medizinische Hilfe auf allen Seiten aufstocken zu können“, berichtet Gorgeu. „Zugleich stellen wir aber fest, dass die angebotene Hilfe in vielen Gebieten nicht ausreichend ist.“ Zwar haben die Behörden den Zugang zu den Verletzten genehmigt, die Unsicherheit und die einsetzende Regenzeit erschweren es jedoch, die Verletzten auf allen Seiten zu erreichen. MSF ist sehr besorgt über die Auswirkungen der Gewalt auf die Bevölkerung und appelliert an alle Konfliktparteien in Jonglei, die humanitäre Hilfe zu respektieren und das Bereitstellen von Hilfeleistungen im ganzen Bundesstaat zu unterstützen.

Die Aktivitäten von MSF in Jonglei

MSF ist seit 1993 in Jonglei tätig. In den Bezirken Pibor, Uror und Nyirol bietet die Organisation in ihren Einrichtungen primäre und sekundäre Gesundheitsversorgung an und leistet nach Gewaltausbrüchen Notfallversorgung. Im Jahr 2012 führte MSF in Jonglei insgesamt 130’692 ambulante Behandlungen durch.