Lampedusa: MSF leistet Nothilfe für Überlebende von Schiffsunglück
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Nach dem Schiffsunglück vor der italienischen Insel Lampedusa am 30. Juni befinden sich viele der Überlebenden in einem Schockzustand. Mindestens sieben Menschen waren bei dem Schiffbruch ums Leben gekommen, weitere zehn werden vermisst. Teams von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) versorgen viele der Überlebenden medizinisch und psychologisch. Angesichts der steigenden Zahl von Migrantinnen, Migranten und Geflüchteten, die mit Booten auf Lampedusa ankommen, plant MSF, während des gesamten Sommers auf der Insel Hilfe zu leisten – in enger Abstimmung mit den örtlichen Behörden.
So werden Mitarbeitende von MSF sowohl an den Anlandestellen als auch im Aufnahmezentrum medizinische und psychologische Hilfe leisten. Ein besonderer Fokus liegt auf der Identifizierung von besonders schutzbedürftigen Menschen, um sicherzustellen, dass sie angemessen versorgt werden.
«In diesen ersten Tagen unseres Einsatzes auf Lampedusa haben wir Überlebende von Schiffsunglücken gesehen, die ihre Angehörigen auf See verschwinden sahen», sagt Stella Egidi, die medizinische Koordinatorin von MSF. «Unter ihnen sind schwangere Frauen, allein reisende Kinder, Opfer von physischer und psychischer Gewalt und weitere schutzbedürftige Menschen, die sofortige Hilfe benötigen», sagt Egidi. «Wir brauchen stattdessen ein System, das den Menschen sichere und legale Wege bietet, Europa zu erreichen. Es braucht darüber hinaus ein europäisches Rettungssystem, um inakzeptables Leid und Tod zu vermeiden.»
Es ist nicht genug, auf Lampedusa immer wieder Nothilfe zu leisten.
MSF hat drei Teams in Lampedusa im Einsatz. Das erste besteht aus medizinischen Fachkräften und zwei interkulturellen Mediatorinnen und Mediatoren. Sie arbeiten mit dem Ärztepersonal der örtlichen Gesundheitsbehörden zusammenarbeiten und unterstützen bei der Erstversorgung, der Untersuchung der Menschen auf Covid-19 und der Identifizierung von Patientinnen und Patienten, die eine Notfallversorgung benötigen.
Das zweite Team – das ebenso wie das erste Team aufgestellt ist – wird in Zeiten hoher Ankunftszahlen auf der Insel oder bei besonderen Bedürfnissen im Aufnahmezentrum stationiert sein. Dieses Team wird die medizinische und psychische Versorgung sicherstellen und dafür sorgen, dass die Patientinnen und Patienten Zugang zu weiterer medizinischer Hilfe haben und eine kontinuierliche Versorgung gewährleistet ist.
Das dritte Team – bestehend aus Psychologinnen und Psychologen und interkulturellen Mediatorinnen und Mediatoren – wird in Bereitschaft sein, um Überlebenden von Schiffsunglücken psychologische Soforthilfe zu leisten.
«Es gab ein Mädchen, das den Schiffbruch überlebte, sie sprach nicht und hielt die Augen geschlossen, als wolle sie die Welt um sich herum ausblenden», berichtet ein MSF-Teammitglied. «Erst als ich ihr sagte, dass wir für sie da sind, dass sie nicht allein ist und dass sie in Italien ist, öffnete sie ihre Augen, sie leuchteten kurz auf und dann brach sie in Tränen aus. Wahrscheinlich hat sie verstanden, dass sie endlich an einem sicheren Ort angekommen war.»
Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) arbeitet seit 1999 in Italien, an Anlandestellen, in Aufnahmezentren und in provisorischen Siedlungen, um Geflüchteten in verschiedenen Regionen des Landes medizinische, psychologische und humanitäre Hilfe zu leisten – in Kooperation mit den italienischen Behörden. In Palermo arbeitet ein MSF-Team in einer Spezialklinik für die Rehabilitation von Migrantinnen, Migranten und Geflüchteten, die Gewalt und Folter überlebt haben, zusammen mit einem Team der lokalen Gesundheitsbehörde. Auf See ist MSF mit dem Schiff Geo Barents an Such- und Rettungsaktivitäten beteiligt. Es liegt derzeit im Hafen von Augusta, Sizilien.
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