Mittelmeer: Geflüchtete verlassen Ocean Viking und gehen in Lampedusa an Land
© Hannah Wallace Bowman/MSF
Libyen1 Min.
Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) ist erleichtert, dass den 82 geretteten Menschen an Bord der Ocean Viking in Lampedusa ein sicherer Hafen zugewiesen wurde. Eine Koalition von EU-Staaten, die sich einmal mehr in einer Ad-hoc-Lösung für die Ausschiffung und Umverteilung der Geretteten einsetzte, machte dies möglich.
Sechs Tage nach der ersten Rettung im Meer haben die italienischen Behörden nun einen sicheren Hafen angeboten. Dies ist ein positiver Schritt in Richtung eines humaneren Umgangs mit dem Leid, das sich auf dem zentralen Mittelmeer nach wie vor ereignet. «Für Menschen, die aus einer verzweifelten Lage in ihren Heimatländern geflohen sind und in Libyen grausamen Missbrauch erlitten haben, kann Sicherheit gar nicht schnell genug kommen», sagt Erkinalp Kesikli, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen an Bord der Ocean Viking.
«Kinder an Bord erzählen unserem medizinischen Team, dass ihnen in Libyen die Haut mit geschmolzenem Plastik verbrannt wurde, sie mit Stöckern geschlagen und von Hunden gebissen wurden. Wir hören Horrorgeschichten von sexuellem Missbrauch von Männern, Frauen und Kindern.»
Ausbeutung und willkürliche Inhaftierung haben bei vielen Geflüchteten tiefe psychische Wunden hinterlassen. Wir sind erleichtert, dass sie dank der von den EU-Staaten gezeigten Solidarität nicht länger auf unbestimmte Zeit auf See warten müssen.
Während die Ocean Viking auf die Zuweisung eines sicheren Hafens wartete, wurden Anfang der Woche bereits eine hochschwangere Frau und ihr Ehemann mit einem Helikopter evakuiert, als sich der Zustand der Frau verschlechterte. Gerettete Menschen sollten nicht lange Wartezeiten erdulden müssen, während europäische Regierungen bei jeder Rettung ein absolut unnötiges politisches Theaterstück aufführen. Es braucht dringend einen geregelten Ablauf für die Ausschiffung der im Mittelmeer geretteten Menschen.
Ärzte ohne Grenzen fordert von den europäischen Staaten:
- die Schaffung eines nachhaltigen und geordneten Systems zum Ausschiffen Geretteter, das deren Rechte schützt,
- ein Ende der politischen und materiellen Unterstützung von Zwangsrückführungen nach Libyen, wo Flüchtlinge und Migranten in willkürliche und unmenschliche Haft genommen werden,
- proaktive Such- und Rettungskapazitäten von europäischer Seite.
© Hannah Wallace Bowman/MSF