MSF begrüsst erstes neues Tuberkulose-Medikament seit 50 Jahren
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Zulassung in Ländern mit hohem Anteil resistenter Tuberkulose muss schnell erfolgen.
Médecins Sans Fronitères / Ärzte ohne Grenzen (MSF) begrüsst die am Montag erfolgte Genehmigung des Medikaments Bedaquiline durch die US-amerikanische Zulassungsbehörde. Es ist das erste Tuberkulosemedikament, das seit 1963 registriert wurde. «Das erste neue Medikament zur Behandlung von Tuberkulose seit 50 Jahren ist ein wahrer Meilenstein», sagt Dr. Manica Balasegaram, internationaler Direktor der Medikamentenkampagne der Hilfsorganisation. «Insbesondere für die Behandlung resistenter Tuberkulose kann dies einen wahren Quantensprung bedeuten. Ministerien und Zulassungsbehörden müssen nun zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass Patienten so schnell wie möglich vom medizinischen Fortschritt profitieren. Unser aller Verpflichtung ist es, jetzt mit Bedaquiline verbesserte Behandlungsregime für resistente Tuberkulose zu entwickelt.»
Gerade die besonders schwere, multiresistente Tuberkulose (MDR-TB) ist eine weltweite Bedrohung: Im Jahr 2011 waren global von allen neu diagnostizierten TB-Erkrankten geschätzte 310’000 multiresistent, aber nur 19 Prozent der an MDR-TB Erkrankten erhalten eine adäquate Therapie. Die bisherige Behandlung von MDR-TB dauert in der Regel zwei Jahre. Der Patient muss täglich einen Cocktail von bis zu 20 verschiedenen Pillen zu sich nehmen und bekommt acht Monate lang zusätzlich Injektionen. Massive Nebenwirkungen sind die Folge, sie reichen von Übelkeit über permanenten Hörverlust bis hin zu Psychosen. Zudem ist die derzeitige Behandlungsmethode nur bei 48 Prozent der Menschen mit einer multiresistenten Form der Tuberkulose erfolgreich. In den Projekten von MSF liegt die Heilungsrate mit 53 Prozent nur wenig höher.
Ein breiter Zugang zu neuen Tuberkulosemedikamenten hängt stark von der Pharmaindustrie ab. MSF fordert daher die Hersteller auf, neue Diagnose- und Therapiemöglichkeiten für Tuberkulose so schnell wie möglich auch in den am meisten betroffenen Ländern auf den Markt zu bringen und sicherzustellen, dass sich auch die Patienten in armen Ländern die neuen Medikamente leisten können.