Westafrika: «Ebola-Epidemie ist ausser Kontrolle»
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Es besteht ein ernsthaftes Risiko, dass sich die Epidemie auf weitere Regionen ausdehnt.
Der aktuelle Ebola-Ausbruch in Guinea, Sierra Leone und Liberia kann nur noch durch massive Anstrengung aller Beteiligten unter Kontrolle gebracht werden. Die Regierungen der betroffenen Länder und andere Hilfsorganisationen müssen dazu alle ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen einsetzen, forderte die internationale Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) am Montag. Sie selbst habe die Grenzen des für sie Möglichen erreicht; die eigenen Teams könnten nicht mehr tun.
In Guinea, Sierra Leone und Liberia wurden an insgesamt mehr als 60 unterschiedlichen Orten Ebola-Infizierte ausfindig gemacht. «Die Epidemie ist ausser Kontrolle», sagt Bart Janssens, Programmverantwortlicher von MSF in Brüssel. «Mit dem Auftreten neuer Herde besteht das ernsthafte Risiko einer Ausbreitung in weitere Regionen.»
MSF einzige Hilfsorganisation
MSF ist derzeit die einzige Hilfsorganisation, die Ebola-Infizierte behandelt. Seit Beginn des Ausbruchs im März haben die Mitarbeiter etwa 470 Patienten in Ebola-Behandlungszentren behandelt, die in der Region errichtet wurden. 215 davon waren bestätigte Fälle. Die Teams haben Schwierigkeiten, auf die grosse Zahl neuer Fälle und neuer Herde zu reagieren. «Wir haben unsere Grenzen erreicht», so Janssens. «Wir haben bereits Mitarbeiter und Material in die drei betroffenen Länder entsandt, aber wir haben keine Kapazitäten mehr, um weitere Teams an neue Orte zu entsenden.»
Das Ausmass der aktuellen Ebola-Epidemie ist beispiellos, was die geographische Verbreitung, die Zahl der infizierten Menschen und die Todesfälle betrifft. Seit Beginn der Epidemie gab es laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 528 Infektionen und 337 Todesfälle.
Mehr Personal und Aufklärungsarbeit
Der aktuelle Ebola-Ausbruch ist der erste in dieser Region. In den Gemeinden herrscht grosse Angst vor der Krankheit, und Gesundheitseinrichtungen wird mit Argwohn begegnet. Ausserdem fehlt das Wissen darüber, wie sich die Krankheit ausbreitet. Obschon einige Organisationen versuchen, über die Krankheit aufzuklären, ist die Angst in der Öffentlichkeit gross. Zudem weigern sich viele zivile, politische und religiöse Obrigkeiten, die Schwere des Ausbruchs anzuerkennen.
«Die WHO, die betroffenen Länder und die Nachbarstaaten müssen alle Kräfte mobilisieren», sagt Janssen. «Vor allem muss qualifiziertes Personal zur Verfügung gestellt werden, es muss ausgebildet werden, wie Ebola behandelt wird. Auch die Aufklärungsarbeit und die Überwachung von Personen, die Kontakt mit einem Infizierten hatten, müssen verstärkt werden. Ebola beschränkt sich nicht mehr auf Guinea, es betrifft ganz Westafrika.»
Aktivitäten von MSF zur Bekämpfung von Ebola
Derzeit sind rund 300 nationale und internationale Mitarbeiter von MSF in Guinea, Sierra Leone und Liberia im Einsatz. Mehr als 40 Tonnen Ausrüstung und medizinisches Material wurden in die Region geschickt, um gegen die Epidemie vorzugehen.
In Guinea unterstützen Teams die Gesundheitsbehörden in Conakry, Télimélé und Guéckédou. In Macenta, Kissidougou und Dabola wurden Behandlungszentren aufgebaut. Die Teams reagieren bei Verdachtsfällen in Dörfern, leisten Aufklärungsarbeit und bieten psychologische Hilfe für Betroffene an. In Sierra Leone wird diese Woche in Kailahun ein Ebola-Behandlungszentrum mit 50 Betten eröffnet, das MSF in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium aufgebaut hat. Kleinere mobile Behandlungszentren wurden in Koidu und Daru aufgebaut, ein drittes soll in Kürze in Buedu eröffnen. In Liberia betreiben MSF-Teams Behandlungszentren in Foya im Norden des Landes und im JFK-Spital in Monrovia.