Zentralafrikanische Republik: Erneute Kämpfe führen zu weiteren Massenvertreibungen
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MSF appelliert an die internationale Gemeinschaft, insbesondere die Vereinten Nationen, stärker auf die anhaltende Krise zu reagieren.
Weitere Zusammenstösse zwischen der Anti-Balaka und Ex-Séléka Einheiten lösten in der Stadt Bouca, im Nordosten der Zentralafrikanischen Republik, erneut eine Massenvertreibung aus. Dies ist bereits das zweite Mal in zwei Monaten, dass diese Region von Auseinandersetzungen betroffen ist. Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) betonte heute einmal mehr, wie dringend dieses Land humanitäre Hilfe benötigt.
„Die Kämpfe in Bouca zeigen, welch schrecklicher Gewalt die Zentralafrikanische Republik ausgesetzt ist“, berichtet Sylvain Groulx, Einsatzleiter von MSF. „Wir sind sehr besorgt über die Lebensbedingungen der Vertriebenen, die in überfüllten Kirchen, Moscheen oder Schulen leben. Sie haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung, Nahrung oder Wasser und sind Seuchen ausgesetzt. Es muss viel mehr getan werden, und zwar sofort.“
Die Kämpfe in der Region Bouca haben Anfang letzter Woche begonnen. Es gab mehrere Tote und Verletzte etwas ausserhalb der Stadt mit ihren 15'000 Einwohnern. Einige der Verletzten wurden in die Klinik von MSF gebracht; zwei Männer in einem kritischen Zustand mussten in das Spital ins 100 Kilometer entfernte Batangafo überführt werden. Einer der beiden starb auf dem Weg dorthin.
Menschen leben in Angst und Schrecken
Diese jüngste Gewaltserie ist eine Folge der tödlichen Kämpfe von vergangenem September, als bei Angriffen bewaffneter Gruppen auf Zivilisten rund 100 Menschen getötet, 700 Häuser niedergebrannt und Tausende von Menschen vertrieben wurden. Seitdem leben die Menschen in Angst und Schrecken. Vergangenen Dienstag mussten 700 Menschen, die Zuflucht in der katholischen Mission Bouca gesucht hatten, die Gegend verlassen.
„Mehr als die Hälfte der 700 Menschen, die in der katholischen Mission Bouca untergebracht waren, sind geflohen“, erzählt Matthieu Amiraux, Einsatzkoordinator in Bouca. „Die Lage ist sehr angespannt, muslimische Familien verlassen die Stadt in Scharen. Alles, was in der Stadt noch zu sehen ist, sind bewaffnete Männer.“
Mangelnde Hilfe in Bossangoa
MSF möchte auch auf die Krise im benachbarten Bossangoa aufmerksam machen, wo weiterhin schätzungsweise 35’000 Vertriebene Hilfe benötigen. Die Organisation begann Mitte November mit mobilen Kliniken Menschen zu versorgen, die sich in der Umgebung versteckt hatten. Die MSF-Teams werden immer wieder Zeugen der anhaltenden Gewalt und müssen feststellen, dass es kein umfassendes humanitäres Hilfsprogramm gibt.
Die Vereinten Nationen schätzen, dass seit dem Putsch im März 2013 400’000 Menschen (zehn Prozent der Bevölkerung) vertrieben wurden. Jene in Bossangoa und Bouca sind zu dieser ständig wachsenden Zahl hinzuzufügen.
Präsenz von Hilfsorganisationen erhöhen
MSF fordert die Vereinten Nationen und andere humanitäre Organisationen dazu auf, ihre Präsenz zu erhöhen, um auf diese vernachlässigte Krise zu reagieren. Während die Organisation schon einige Male gezwungen war, an verschiedenen Orten vorübergehend ihre Teams abzuziehen, wurden die Aktivitäten nie eingestellt. MSF gelang es sogar, die Hilfsprogramme und Notfallmassnahmen seit Dezember 2012 ausweiten.
Nach jahrzehntelanger politisch-militärischer Instabilität, steht die Zentralafrikanische Republik nun vor einer chronischen humanitären und medizinischen Krise. MSF ist seit 1997 vor Ort. Derzeit betreut die Organisation sieben Projekte in Batangafo, Boguila, Carnot, Kabo, Ndele, Paoua und Zemio. Seit März werden in Bossangoa, Bouca und Bria Notoperationen durchgeführt. Ein mobiles Notfall-Team ist bereit, bei Bedarf von Gewalt betroffene Gebiete zu unterstützen und ist bisher in Bouar, Mbaiki und Yaloké präsent.