Zentralafrikanische Republik: Sterblichkeitsraten indizieren Notsituation
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Bangui/Zürich, 13. Dezember 2011: In der Zentralafrikanischen Republik herrscht eine chronische medizinische Notlage. Dies verdeutlichen vier Studien von MSF. Sie ergaben, dass die Sterblichkeitsrate in manchen Regionen drei Mal so hoch ist, wie die, die eine akute Notsituation und damit eine humanitäre Krise kennzeichnet. Die Gebiete mit den höchsten Sterblichkeitsraten sind dabei weder von gewaltsamen Konflikten betroffen, noch wurde dort eine grosse Zahl Vertriebener aufgenommen. MSF ruft nationale und internationale Akteure dringend zu mehr Engagement auf.
Ergebnis des am Dienstag veröffentlichten Berichts „Central African Republic: State of Silent Crisis” ist laut MSF, dass die bestehenden Strukturen nicht ausreichen, um den medizinischen Bedarf der Bevölkerung abzudecken. Deutlich wird die Notwendigkeit, dass mehr Akteure sich engagieren und grössere medizinische Programme durchführen müssen, um mehr Menschen versorgen zu können.
„Das Gesundheitssystem wurde von jahrelanger politischer und militärischer Instabilität zerrieben. Dazu kommen schwere Strukturprobleme und eine schwierige Sicherheitslage im Norden und Osten des Landes. Diese Faktoren haben katastrophale Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung und erklären zu grossen Teilen, wie es zu der extrem hohen Sterblichkeit kommt“, sagt Olivier Aubry, Landeskoordinator von MSF in der Zentralafrikanischen Republik. „Vergangenen Juli beispielsweise war die Sterblichkeitsrate bei den unter Fünfjährigen in Carnot drei Mal so hoch wie die Sterblichkeitsrate der gleichen Altersgruppe im kenianischen Flüchtlingslager Dadaab, wo Flüchtlinge aus Somalia unter extrem schweren Bedingungen leben. In Carnot blieb es aber eine stille Krise.”
Die Zentralafrikanische Republik hat mit 48 Jahren die zweitniedrigste Lebenserwartung der Welt und die fünfthöchste Todesrate durch Infektions- und parasitäre Erkrankungen. Die hohen Sterblichkeitsraten sind die Folge von saisonal auftretenden Epidemien, einer erlahmten Wirtschaft, sowie von Konflikt, Vertreibung und einem schwachen Gesundheitssystem. Doch die Anstrengungen der zentralafrikanischen Regierung und der internationalen Gemeinschaft gehen angesichts der Situation in die falsche Richtung. Trotz des hohen Bedarfs ziehen sich laut MSF beide von der Gesundheitsversorgung zurück – sie haben die Ausgaben für den Gesundheitsbereich gesenkt. Daneben ist es der humanitären Hilfe nicht gelungen, die Krise zu lindern. MSF ruft alle Akteure, darunter die Regierung der zentralafrikanischen Republik sowie die internationale Gemeinschaft auf, die Gesundheitsversorgung für die Menschen des Landes auszuweiten. Es müssen dafür dringend neue Modelle gefunden werden.
MSF leistet seit 1997 Hilfe in der Zentralafrikanischen Republik. Im Jahr 2010 behandelten die Teams der Organisation 582’253 Menschen ambulant und 24’185 stationär. 1’243 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen waren dafür im Einsatz. MSF unterstützt neun Spitäler und 36 Gesundheitszentren. Fast überall im Land arbeitet die Organisation in Einrichtungen des Gesundheitsministeriums und sucht eine möglichst enge Zusammenarbeit mit den staatlichen Strukturen.