Die postoperative Versorgung von Patienten ist Priorität in Haiti

À l'hopital de Chancerelle, 28 Janvier 2010.

2 Min.

Die postoperative Versorgung für Erdbebenopfer in Haiti ist zurzeit Priorität für MSF. Durch den Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung nach dem Erdbeben behandeln die Mitarbeiter von MSF inzwischen aber nicht nur Menschen, die bei der Katastrophe verletzt wurden, sondern jetzt auch zunehmend Patienten mit "normalen" Krankheiten.

So kommen beispielsweise immer mehr Kinder mit Krankheiten wie Durchfall  und Atemwegsinfektionen in das Martissant-Krankenhaus in der Hauptstadt  Port-au-Prince. Die mobilen Teams, die in der Stadt Leogane unterwegs  sind, behandeln etwa 350 Patienten am Tag - viele von ihnen fragen nach  Behandlungen, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Erdbeben  stehen.
Im Chanderelle-Krankenhaus in Port-au-Prince hat die Zahl der  geburtshilflichen Fälle zugenommen. Das Team hat dort einen Lagerraum so  umgebaut, dass die Zahl der Betten für Mütter von 18 auf 40 erhöht werden  konnte. Jeden Tag kommen dort durchschnittlich zwölf Kinder zur Welt.  Einer der Gründe für die zunehmende Zahl von Patientinnen scheint darin zu  liegen, dass sich in der Stadt zunehmend herumspricht, dass in dieser  Einrichtung sehr gut gearbeitet wird.

Psychologische Traumata

Die Mitarbeiter von MSF sehen bei ihren Konsultationen  weiterhin sehr viele Menschen mit psychologische Traumata als Folge des  Erdbebens. 20 Prozent der Patienten, die von den mobilen Teams in Leogane  und Port-au-Prince behandelt werden, leiden unter seelischen Problemen.  Die typischen Symptome sind Angst, Verzweiflung, Schlafstörungen und auch  Zorn. Je nach kulturellem Hintergrund der Menschen gibt es mehr oder  weniger körperliche Symptome, die auf die Unterdrückung der Gefühle  zurückzuführen sind. Das Stigma bezüglich dieser Art von Gefühlen ist in  Haiti aber relativ gering. Die Psychologen und Psychiater von Ärzte ohne  Grenzen berichten, dass die körperlichen Auswirkungen daher auf  Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit begrenzt sind.

Postoperative Versorgung

Die ersten Menschen, die die Mitarbeiter nach dem Beben mit  psychologischer Hilfe unterstützt haben, waren die Patienten mit  Amputationen. Die postoperative Versorgung ist in Haiti noch immer Priorität.  Da es nicht ausreichend Betten für die langfristige Pflege gibt, hat MSF die ersten 20 Patienten aus dem aufblasbaren Krankenhaus in  St. Louis in das Zeltdorf in der Nähe von Delmas 30 verlegt. Das  Krankenhaus in Bicentenaire hat 60 Betten zur Verfügung. Dort wird auch  ein Behandlungsraum für Patienten mit Wundstarrkrampf eingerichtet, um die  intensive Pflege anzubieten, die für diese gefährliche Krankheit nötig  ist.

Schwierige Lebensbedingungen

Die Lebensbedingungen für die Menschen, die ihr Zuhause verloren haben und  nun in Lagern leben, sind schwierig. Es besteht ein dringender Bedarf nach  Wasser und sanitären Anlagen. MSF plant, die 7'000  Menschen, die in den Lagern nahe des St. Louis-Krankenhauses leben, damit  zu versorgen. Die Teams haben zusätzliche 20 bis 30 Orte in der Stadt  bestimmt, in die Lastwagen Wasser bringen und in denen Latrinen gebaut  werden. MSF verbessert den Zugang zu Wasser und sanitären  Anlagen für insgesamt 40'000 vertriebene Menschen in den Regionen von  Port-au-Prince und Leogane. Es wurden wie geplant Haushaltsgegenstände wie  Decken und Kanister an 7'000 Familien verteilt.