Elfenbeinküste: Aufgrund wachsender Gewalt weitet MSF die Hilfe aus
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Angesichts der eskalierenden Gewalt in Folge der politischen Krise nach den Wahlen weitet MSF die medizinischen Aktivitäten an verschiedenen Orten in der Elfenbeinküste aus. Die Organisation versorgt medizinische Einrichtungen kostenlos mit Medikamenten – unter anderem, weil der Zugang zu Bargeld und somit der Kauf von Arzneimitteln aufgrund der schwierigen Situation der Banken problematisch ist. „Die Lieferung von Medikamenten ist durch die Lähmung des Bankensystems ernsthaft eingeschränkt, und es besteht die Gefahr, dass den Einrichtungen in den nächsten Wochen die medizinischen Vorräte ausgehen“, so Mego Terzian, Notfallkoordinator von MSF.
MSF wurde Ende Dezember in der Elfenbeinküste aktiv, als Spannungen und Gewalt den Wahlen folgten. Im Westen des Landes leisten die Mitarbeiter Hilfe für die Vertriebenen. In einem Notlager in Dukoué, wo rund 12’000 Ivorer Zuflucht gesucht haben, führten die Teams mehr als 4’100 Konsultationen durch. In der Gemeinde Kokoma, die zum Distrikt Dukoué gehört, sind es seit dem 5. Februar fast 790 Konsultationen. MSF organisiert auch Überweisungen von Patienten in das Spital von Dukoué, wo ein chirurgisches Team der Organisation bereits 67 Patienten behandelt hat. Der dortige Operationssaal wurde von Logistikern instand gesetzt.
Im Nordosten von Dukoué unterstützt MSF die Bevölkerung seit dem 23. Februar mit mobilen Kliniken – dort, wo das medizinische Personal wegen der Gewalt geflohen ist. In der Stadt Guiglo plant MSF den Bau eines Gesundheitszentrums mit stationärer Kapazität.
Zwei zusätzliche internationale Mitarbeiter werden das Team dabei unterstützen, die Situation in den Spitälern in Danané, Bangolo und Man im Westen der Elfenbeinküste sowie in Ben Houen und Zouan Gnen zu erkunden: „Ende vergangenen Jahres haben wir bereits medizinische Vorräte an das Spital in Danané gespendet, damit Patienten behandelt werden konnten“, so Notfallkoordinatorin Marie-Christine Férir. „Gestern wurden zehn Verwundete dort eingeliefert, von denen drei an ihren Verletzungen verstarben.“
In der Stadt Abidjan, in der Kämpfe in verschiedenen Gegenden stattfinden, verteilt MSF an private und öffentliche Spitäler in den Distrikten Abobo und Treichville kostenlos medizinisches Material für die Versorgung Verwundeter. Ein chirurgisches Team evaluiert gegenwärtig den medizinischen Bedarf, während ein anderes Team die Situation in der Hauptstadt Yamoussoukro untersucht.
Zehntausende Ivorer haben aufgrund der Gewalt nach den Wahlen auf der anderen Seite der Grenze in der liberianischen Region Nimba Schutz gesucht. In den vergangenen Tagen haben Tausende neue Flüchtlinge die Grenze überquert. Seit Januar arbeitet MSF mit mobilen Kliniken in verschiedenen Orten der Region und plant nun, die medizinischen Kapazitäten weiter zu verstärken. Ein medizinisches Team ist ausserdem im UN-Flüchtlingslager von Bahn vor Ort. Das Team untersucht den medizinischen Status der Flüchtlinge, die sich registrieren lassen, impft Kinder unter 15 Jahren gegen Masern und leistet dem Gesundheitszentrum medizinische Unterstützung.
MSF eröffnete im Jahr 1991 das erste Projekt in der Elfenbeinküste. Bis zum Jahr 2007 arbeiteten die Teams im Gefängnis MACA in Abidjan, im Spital der Stadt Bouaké sowie im Westen des Landes in den Spitälern von Danané, Man, Bangol und Zouan Hounien. Die Teams leisteten primäre Gesundheitsversorgung (ambulante Versorgung, Impfungen), sekundäre Gesundheitsversorgung (u. a. Chirurgie und Pädiatrie) und führten zudem ein Ernährungsprogramm sowie ein integriertes HIV/Aids- und Tuberkuloseprogramm durch. MSF schloss die Projekte im September 2007, nachdem sich die Lage im Land stabilisiert hatte.