Haiti: MSF behandelt immer mehr Cholera-Verdachtsfälle in der Hauptstadt Port-au-Prince

Tabarre, centre de traitement du choléra de 230 lits, Port-au-Prince, Haïti, 02.11.2010

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In den vergangen drei Tagen haben medizinische Teams von MSF in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince mehr als 200 Menschen behandelt, die an schwerem Durchfall, einem Symptom von Cholera, litten.

Die schweren Symptome der behandelten Patienten sind sehr beunruhigend, auch wenn bisher nur bei wenigen Fällen das Vibrio-Cholera-Bakterium im Labor nachgewiesen wurde. MSF behandelt alle betroffenen Patienten nach dem Standard-Cholera-Behandlungsprotokoll mit oraler oder intravenöser Rehydration und, wenn notwendig, mit Antibiotika.

Seit vergangenem Samstag kam es in allen vier Gesundheitseinrichtungen von MSF in Port-au-Prince zu einem Anstieg der Cholera-Verdachtsfälle. In den Einrichtungen stehen bereits 300 Betten für die Behandlung von Cholera-Patienten bereit. Derzeit errichtet MSF ein Cholera-Behandlungszentrum mit 320 Betten im Stadtteil Sarthe, wo MSF bereits eine Einrichtung zur post-operativen Pflege betreibt.

„Der Anstieg der Cholera-Verdachtsfälle in unseren über Port-au-Prince verteilten Einrichtungen ist alarmierend“, sagt Stefano Zannini, Einsatzverantwortlicher von MSF in Haiti. „Cholera ist eine gut vermeidbare und behandelbare Krankheit, besonders wenn Patienten, die Symptome aufweisen, in einer kontrollierten, isolierten Umgebung wie einem Cholera-Behandlungszentrum aufgenommen werden. Die Verfügbarkeit von Cholerabehandlungszentren in den von einem Ausbruch betroffenen Gebieten kann den Druck auf die vorhandenen Gesundheitseinrichtungen enorm verringern und das Risiko einer Übertragung nach aussen stark verringern.“

Während die Aufklärungskampagnen über Präventionsmassnahmen wie beispielsweise Händewaschen wichtig sind, ist der Zugang zu sofortiger Behandlung ein entscheidender Teil der lebensrettenden Massnahmen nach einem Choleraausbruch. Die Verabreichung von Rehydrationslösungen ist für die Vermeidung unnötiger Todesfälle enorm wichtig.

Die Bevölkerung in vielen der betroffenen Gebiete der Stadt hat unzureichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen, die für die effektive Prävention Voraussetzung sind. Im Stadtteil Cité Soleil stellt MSF beispielsweise täglich 280’000 Liter Trinkwasser zur Verfügung. Das reicht für ungefähr 14’000 Menschen, liegt jedoch weit unter den Bedürfnissen aller Einwohner von Cité Soleil.

Neben der Arbeit in den eigenen Gesundheitseinrichtungen unterstützt MSF auch zwei Krankenhäuser des haitianischen Gesundheitsministeriums. In der Stadt Léogâne, wo MSF ein Krankenhaus betreibt, hat MSF ein Cholerabehandlungszentrum mit 20 Betten eingerichtet.

3’000 Mitarbeiter arbeiten zurzeit für MSF in Haiti. Zusätzlich sind 400 haitianische und 75 internationale Kollegen mit Aktivitäten gegen die Cholera-Epidemie beschäftigt.

Behandlung von Cholerafällen auch im Norden

Seit die ersten Cholera-Fälle des aktuellen Ausbruchs der Krankheit in Haiti bekannt wurde, hat MSF mehr als 6’400 Patienten behandelt, die an Durchfall erkrankt waren. Darunter waren sehr viele Fälle, die mit einer starken Austrocknung einhergingen, was ein typisches Symptom für Cholera ist.

MSF unterstützt in der Region Artibonite, wo die Cholera ursprünglich ausgebrochen war, zwei Krankenhäuser des haitianischen Gesundheitsministeriums. Teams der Organisation arbeiten in Hauptkrankenhäusern in St. Marc und Petite Rivière. Zudem versorgen sie die Einrichtungen unter anderem mit Infusionsflüssigkeiten, Kathetern und Chlor zur Desinfektion.

Am dringendsten wird derzeit Hilfe fernab der grossen Ballungsräume benötigt. Deshalb beliefert MSF Gesundheitseinrichtungen in abgelegenen Gebieten im Norden und im Zentrum des Landes wie beispielsweise in Gros Morne mit Hygienematerial, Rehydrationssalzen, Infusionslösungen und weiterem Material. Auch das Krankenhaus der Stadt Port de Paix im äussersten Norden des Landes wurde von MSF unterstützt. Zudem bereiten Mitarbeiter Cholera-Behandlungszentren in Gonaives und Bassin Bleu vor.