Haiti: Tag vier nach dem Erdbeben

Port-au-Prince, Haiti, 13/01/2009.

2 Min.

In den chirurgischen Einrichtungen von MSF in Port-au-Prince wird rund um die Uhr gearbeitet, um die immense Zahl der durch das Erdbeben verwundeten Menschen zu behandeln. Die Priorität liegt auf lebensnotwendigen Eingriffen wie Amputationen und Kaiserschnitten. Erfahrene Mitarbeiter von MSF berichten, dass sie noch nie so viele schwere Verletzungen auf einmal gesehen hätten.

Im Choscol Krankenhaus, in das MSF umgezogen ist, nachdem die ursprünglichen medizinischen Einrichtungen durch das Beben zerstört wurden, wird seit Freitagmorgen durchgehend operiert. Auch vor dem Trinité Krankenhaus haben die Mitarbeiter begonnen, in einem improvisierten Operationssaal zu arbeiten. Im Distrikt Carrefour, der schwer vom Erdbeben betroffen wurde, hat MSF ebenfalls in einem Krankenhaus mit zwei Operationssälen zu arbeiten begonnen.
Hans van Dillen, einer der Landeskoordinatoren von MSF in Port-au-Prince, berichtet: "Als die Menschen gesehen haben, dass wir in der Gesundheitseinrichtung arbeiten, haben sich am Eingang Schlangen gebildet. Patienten wurden in Schubkarren gebracht und auf den Rücken anderer getragen. Es gibt in der Gegend andere Krankenhäuser, aber die sind bereits mit verletzten Menschen überfüllt, und die Anzahl haitianischer Fachkräfte und der Vorrat an medizinischem Material ist begrenzt."

Schwierige Logistik
Es ist immer noch schwierig, weitere Mitarbeiter und mehr Material ins Land zu bekommen und zusätzliche Gebäude zu finden, in denen MSF arbeiten kann. Das grösste Problem ist der Engpass am Flughafen. Viele Frachtflugzeuge mussten umkehren. Der Mangel an Landegenehmigungen hat dazu geführt, dass das Frachtflugzeug mit dem aufblasbaren Krankenhaus bereits 24 Stunden Verspätung hat. 

Haitianische Mitarbeiter vermisst
MSF hat es geschafft, mehr als 70 zusätzliche internationale Mitarbeiter nach Port-au-Prince zu bringen, die meisten von ihnen sind über die Dominikanische Republik angereist. Es ist traurige Gewissheit, dass einige haitianische Mitarbeiter das Beben nicht überlebt haben. Es wird noch immer versucht, vermisste Mitarbeiter ausfindig zu machen, die Sorge um sie ist gross. MSF ist ausserdem über den Nahrungs- und Wassermangel besorgt, der zu Spannungen in der Stadt führt. Es gibt kaum Anzeichen von Verteilungen, und die Berichte über Plünderungen nehmen zu, wobei unsere Mitarbeiter bisher nicht Zeugen gewaltsamer Übergriffe wurden.

Ausweitung der Hilfsmassnahmen
MSF arbeitet an einer Ausweitung der Hilfsmassnahmen. Als nächstes werden die schwer zugänglichen Gebiete der Stadt untersucht, da die Mitarbeiter hier grosse Not befürchten. Mobile Teams werden versuchen in Regionen zu gelangen, in denen es keine funktionierende Gesundheitseinrichtungen gibt. Ausserdem soll psychologische Hilfe für die traumatisierten Menschen angeboten werden.