Haiti: Welle der Gewalt in Port-au-Prince - Ärzte ohne Grenzen versorgt 96 Menschen mit Schussverletzungen
© Pierre Fromentin/MSF
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Die Menschen in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince erleben seit Ende April eine neue Welle der Gewalt. Verwundete erreichen das Spital von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) in Tabarre, eine der wenigen noch verbliebenen medizinischen Einrichtungen im Norden der Stadt, mit teilweise sehr schweren Schussverletzungen.
Seit dem 24. April hat Ärzte ohne Grenzen mehr als 96 Menschen mit Schussverletzungen behandelt. Die Zahl derer, die jede Woche in der Traumaklinik Hilfe suchen, hat sich im Vergleich zu Mitte April verdreifacht.
Die Gewalt auf den Strassen beeinträchtigt den Zugang zu medizinischer Versorgung dramatisch. Krankenwagen können einige Stadtteile nicht erreichen, so dass Verletzte manchmal mehrere Tage warten müssen, bevor sie behandelt werden können. Gleichzeitig scheitern Patient:innen an blockierten Strassen auf ihrem Weg in Gesundheitseinrichtungen. Im Norden der Stadt, der besonders stark von der Gewalt betroffen ist, waren fünf medizinische Einrichtungen in der vergangenen Zeit nicht funktionsfähig. Zwei weitere private Spitäler setzten ihre Tätigkeit aus, nachdem einer ihrer Mitarbeiter entführt worden war.
«Funktionierende medizinische Strukturen unter diesen Bedingungen aufrecht zu erhalten, ist eine tägliche Herausforderung», sagt Serge Wilfrid Ikoto, medizinischer Referent im Spital von Tabarre. «Einige unserer Mitarbeiter:innen können nicht nach Hause gehen. Jeder Weg bedeutet für sie ein enormes Risiko. Wir organisieren deshalb 24-Stunden-Rotationen, einige Mitarbeiter:innen waren schon mehrere Tage hintereinander nicht mehr zu Hause.»
Die Teams der Organisation arbeiten trotz der für sie schwierigen Sicherheitslage weiter und haben mittlerweile auch die Arbeit im Notfallzentrum in Cité Soleil, Drouillard, wieder aufgenommen.
© Pierre Fromentin/MSF