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Haiti: Angriff auf Fahrzeuge von Ärzte ohne Grenzen
Die Fahrzeuge waren klar gekennzeichnet und ihre Fahrt war den Behörden gegenüber angemeldet worden. Sie sollten Mitarbeitende aus dem Turgeau-Notfallzentrum herausbringen, wo Ärzte ohne Grenzen seine Arbeit aufgrund der eskalierenden Gewalt am 15. März eingestellt hatte.
«Dieser Angriff ist eine deutliche Erinnerung daran, dass niemand vor der anhaltenden Gewalt zwischen bewaffneten Gruppen und den Sicherheitskräften geschützt ist. Trotz unserer Vorsichtsmassnahmen wurden wir ins Visier genommen. Das ist inakzeptabel. Wir fordern alle Konfliktparteien dringend auf, medizinisches Personal, Gesundheitseinrichtungen und Patient:innen jederzeit zu respektieren», sagt Benoit Vasseur, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Haiti.
Seit Ende Februar hat sich die Lage im Stadtteil Turgeau, wo Ärzte ohne Grenzen das Notfallzentrum betreibt, drastisch zugespitzt. Allein am 12. März wurden in der Notaufnahme 27 Patient:innen mit Gewaltverletzungen behandelt, darunter Frauen und Kinder aus der Umgebung. In der Nacht vom 14. auf den 15. März 2025 eskalierte die Gewalt weiter. Bewaffnete Gruppen näherten sich dem Spital bis auf wenige Meter. «Wir mussten die schmerzhafte Entscheidung treffen, die Aktivitäten in unserem Notfallzentrum in Turgeau einzustellen, um unser Personal und unsere Patient:innen zu schützen. Derzeit ist es unmöglich, den Betrieb im Spital fortzusetzen, aber wir sind entschlossen, unsere Einrichtung wieder zu öffnen, sobald die Situation dies sicher zulässt», sagt Benoit Vasseur.
Alle Patient:innen des Notfallzentrums wurden an andere medizinische Einrichtungen überwiesen. Allein zwischen dem 24. Februar und dem 2. März 2025 hatten die Teams der Hilfsorganisation im Notfallzentrum Turgeau 314 Patient:innen behandelt und im Februar über 2.500 medizinische Behandlungen und mehr als 400 Physiotherapiesitzungen durchgeführt.
Schon zum zweiten Mal innerhalb von nicht einmal vier Monaten muss Ärzte ohne Grenzen den Betrieb der Gesundheitseinrichtung einstellen. Vergangenen November musste die Hilfsorganisation alle Aktivitäten in Port-au-Prince aussetzen, nachdem es mehrfach zu Angriffen und wiederholten Drohungen gegen medizinisches Personal gekommen war. Nach monatelangem Austausch mit den Behörden und Schutzzusicherungen aller Parteien nahm Ärzte ohne Grenzen den Betrieb teilweise wieder auf und konnte am 20. Januar 2025 das Turgeau-Notfallzentrum wieder öffnen.
Ärzte ohne Grenzen ist seit über 30 Jahren in Haiti tätig und bietet allgemeine Gesundheitsversorgung, Versorgung von Brandwunden sowie Gewalt- und Unfallverletzungen, Geburtshilfe und Betreuung von Überlebenden sexualisierter Gewalt. Seit 2021 leistet die Hilfsorganisation medizinische Notfallversorgung in Turgeau. Für die Fortsetzung dieser lebenswichtigen medizinischen Leistungen braucht es klare Garantien für die Sicherheit der Hilfskräfte.