Im Kreuzfeuer: Die ausweglose Situation, in der sich syrische Geflüchtete im Libanon befinden
© Carmen Yahchouchi/MSF
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In Hermel, Qaa und Arsal im Libanon werden zehntausende Geflüchtete in den behelfsmässigen Camps aus Planen und Trümmern mit einer traurigen Realität konfrontiert. Ihre instabilen Behausungen bieten nur wenig Schutz vor der Natur und noch weniger vor der flüchtlingsfeindlichen Stimmung, die sich aktuell im Libanon ausbreitet. Auf engstem Raum leben sie unter hygienisch schwierigen Bedingungen, ohne Heizung und zum Teil auf nacktem Boden. Dazu kommt die allgegenwärtige Angst vor den Sicherheitskontrollen und den Spannungen vor Ort.
Seit April hat der Libanon die Angriffe und Sicherheitsmassnahmen gegen nichtregistrierte Geflüchtete verstärkt. Das führt dazu, dass syrische Patient:innen, die in unseren Kliniken im Gouvernement Baalbek-Hermel behandelt werden, aus Angst vor den Einschränkungen nicht mehr zu ihren Terminen erscheinen. Einer von ihnen ist Wael*, der einen Kontrollposten passieren muss, um zu unserer Klinik in Hermel zu kommen.
Ich habe Angst, wenn ich einen Termin in der Klinik von Ärzte ohne Grenzen habe. Ich fürchte mich vor den Kontrollen. Bei meinem letzten Termin gab es eine Sicherheitskampagne in diesem Gebiet, also bin ich nicht hingegangen. Vor lauter Angst steigt mein Blutzuckerspiegel, und ich befürchte, dass er nicht wieder sinkt.
Bei diesen «Sicherheitskampagnen» werden oft syrische Geflüchtete mit abgelaufenen Dokumenten an Kontrollposten angehalten und mit Gewalt zurück nach Syrien gebracht, meist ohne die Gelegenheit, ihre Familie im Libanon zu benachrichtigen.
Andere Menschen, die chronisch erkrankt sind, beschränken ihre Behandlung oder geben sie ganz auf, damit sie ihre Zelte nicht mehr verlassen müssen.
Seit mehr als zehn Jahren bietet Ärzte ohne Grenzen kostenlose und hochwertige Behandlungen in den Bereichen der Pädiatrie und der reproduktiven und sexuellen Gesundheit sowie Behandlungen für nichtübertragbare Krankheiten, Impfungen gegen vermeidbare Krankheiten und psychologische Betreuung an. Sowohl Geflüchtete als auch die lokale Bevölkerung können dieses Angebot nutzen. Doch die Anzahl der versäumten Termine steigt, da sich unter den Geflüchteten Angst ausbreitet.
Ich möchte lieber sterben. Wir leben ständig in Angst und Schrecken. Der Tod ist erträglicher geworden als das Leben hier.
Denken sie an ihre Vergangenheit zurück, wählen die Geflüchteten meist ähnliche Worte, um die gefährliche Reise in den Libanon zu beschreiben. Sie flohen vor der Zerstörung in Syrien, meist nur mit den Kleidern, die sie trugen. Die Ankunft in den libanesischen Bergen und der warme Empfang der lokalen Bevölkerung waren ein anfänglicher Hoffnungsschimmer. Doch dieser wird immer mehr von der zusammenbrechenden libanesischen Wirtschaft überschattet.
Der Krieg, der seit 2011 in Syrien wütet, hat zu massiven Zerstörungen geführt. Millionen Menschen wurden gezwungen, in die Nachbarländer zu fliehen. Viele sind im Libanon, in Jordanien, in der Türkei oder im Irak gelandet. Zurück nach Syrien zu gehen ist für die meisten keine Option. Die syrischen Geflüchteten im Nordosten des Libanon sind einer wachsenden flüchtlingsfeindlichen Stimmung ausgesetzt, die ihnen den Zugang zu Gesundheitsversorgung erschwert und ihre Bewegungsfreiheit einschränkt. Niemand sollte sich zwischen Sicherheit und Gesundheit entscheiden müssen.
*Alle Namen wurden geändert. Bemerkung: Die Kinder auf dem Titelbild sind nicht die Kinder von Wael.
© Carmen Yahchouchi/MSF