Neues Hepatitis-C-Zentrum in der armenischen Hauptstadt

Das neue Zentrum richtet sich an sogenannte Schlüsselgruppen. Dazu gehören Drogenkonsumierende, Männer, die Sex mit Männern haben, und Sexarbeitende.

Armenien2 Min.

Das neue Zentrum ist Teil eines Projekts, das Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) 2023 gemeinsam mit dem Arshakunyats-Gesundheitszentrum in Eriwan gestartet hat, um einen kostenlosen Zugang zur Hepatitis-C-Untersuchung und Behandlung zu ermöglichen. Es funktioniert nach dem One-Stop-Shop-Prinzip, das heisst, dass die Menschen an Ort und Stelle untersucht, diagnostiziert und behandelt werden.

«Triebfeder für dieses Zentrum waren das Ziel Armeniens, Hepatitis C zu eliminieren, und die medizinische Arbeit von Ärzte ohne Grenzen. Damit wollen wir Schlüsselgruppen [d. h. infektionsgefährdeten und infizierten Personen] einen besseren Zugang zur Hepatitis-C-Behandlung ermöglichen», sagt Inga Sahakyan, unsere Projektkoordinatorin.  

Das Zentrum richtet sich insbesondere an infektionsgefährdete und infizierte Personen in Armenien, die sogenannten Schlüsselgruppen. Das Gemeinsame Programm der Vereinten Nationen zu HIV/Aids (UNAIDS) definiert Schlüsselgruppen als diejenigen Gruppen, die ein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit HIV und anderen Krankheiten wie Hepatitis C haben. Diese Personengruppen sind häufig hohen Infektionsrisiken und noch dazu Stigmatisierungen ausgesetzt, wodurch ihnen der Zugang zu medizinischen Dienstleistungen weiter erschwert wird. 

Ein Patient wird im neuen Zentrum getestet.

Ein Patient wird im neuen Zentrum getestet.

© Marine Ejuryan/MSF

«Als wir mit der Projektgestaltung begonnen haben, hatten wir Zweifel, ob es uns gelingen würde, die Schlüsselgruppen zu erreichen und zu überzeugen», erklärt Armine Zohrabyan, stellvertretende Leiterin der Gesundheitsabteilung der Stadt Eriwan. «Gemeinsam haben wir es jedoch geschafft, Menschen, die sich in einer schwierigen Lage befanden, zu identifizieren und miteinzubeziehen und sie unter Wahrung der medizinischen Ethik zu behandeln und zu beraten. Ich kann mit Stolz sagen, dass das Projekt gut etabliert ist und die Schlüsselgruppen nun Zugang zu einer Hepatitis-C-Behandlung haben.»

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Hepatitis C zu einem Problem für die öffentliche Gesundheit in Armenien erklärt. Das Projekt soll einen Beitrag zum Ziel des Landes leisten, Hepatitis C zu eliminieren. Seit Beginn des Projekts im Jahr 2023 haben 445 Personen eine Behandlung begonnen und 113 haben diese erfolgreich abgeschlossen. «Ich bin selbst erkrankt und habe mich behandeln lassen. Ich kann gar nicht beschreiben, wie gut ich aufgenommen und begleitet wurde – und das alles kostenlos. Gott sei Dank bin ich heute zu 99,9 Prozent geheilt», erklärt Sevak, ein ehemaliger Patient.

Ärzte ohne Grenzen war erstmals 1988 in Armenien im Einsatz, um nach dem Erdbeben von Spitak medizinische Hilfe zu leisten. Seither unterstützen wir die Bevölkerung in Armenien und Bergkarabach im Rahmen verschiedenster Projekte. Dazu gehören unter anderem die therapeutische Behandlung von Kindern mit körperlicher und/oder psychischer Behinderung und Programme zur Behandlung multiresistenter Tuberkulose.