Noteinsatz Haiyan: Hilfe für Menschen in den entlegensten Gebieten
2 Min.
Die Ärztin Esther Sterk ist seit Anfang dieser Woche für MSF auf den Philippinen, wo sie zusammen mit einem Team die dringendsten Bedürfnisse der Menschen nach dem Taifun Haiyan auf einigen Inseln westlich von Cebu ermittelt.
Die abgelegenen Gebiete wurden vom Sturm schwer getroffen. Esther Sterk beschreibt die ersten Tage des MSF-Einsatzes und ihre ersten Eindrücke der Lage.
„Bisher lag der Schwerpunkt der Hilfsbemühungen auf der Stadt Tacloban. Doch auch in anderen Gebieten hat der Taifun riesige Schäden angerichtet. Gestern haben wir die Situation in einigen Gebieten auf den Inseln Panay, Negros und Bantayan beurteilt.
Auf der Insel Panay ist vor allem der Osten stark betroffen. In manchen Dörfern sind 80 Prozent der Häuser teilweise oder vollständig zerstört, zahlreiche Dächer, Wände und ganze Gebäude sind eingestürzt oder zerrissen worden. In den kommenden Tagen werden wir uns auf die abgelegenen Dörfer an der Küste und auf den umliegenden Inseln konzentrieren. Wir wissen bisher noch nicht, ob es dort noch eine funktionierende Gesundheitsversorgung gibt, aber wir befürchten, dass die medizinischen Einrichtungen zerstört wurden.
Es fehlt an allem
Die Menschen sagen uns, dass sie Trinkwasser benötigen, denn der Sturm hat Salzwasser in die Seen gespült. Viele haben in den ländlichen Gegenden ihre Lebensgrundlage verloren, weil die Ernte ausfällt. Die Bewohner der kleinen Inseln benutzen normalerweise Boote, um von einer Insel zur anderen zu fahren. Diese wurden jedoch zu grossen Teilen zerstört, weshalb kranke Menschen keine Möglichkeit haben, die Hauptinsel zu erreichen. Auf den grösseren Inseln arbeiten alle zusammen, um die Strassen von den umgestürzten Bäumen freizuräumen.
Vorbereitungen für eine zweite Patientenwelle
In Roxas City, einer Stadt im Norden von Panay, haben wir ein beschädigtes, aber glücklicherweise funktionierendes Spital besucht. Das lokale medizinische Personal hat die erste Patientenwelle gut bewältigt. Viele Menschen hatten Brüche und andere Verletzungen erlitten, als sie von herunterstürzenden Objekten getroffen wurden.
Allerdings regnet es stark und die Überlebenden haben keinen Zufluchtsort. Wir erwarten deshalb eine zweite Patientenwelle. Einige Infektionen der Atemwege und Durchfallerkrankungen wurden bereits festgestellt, wir müssen aber mit einem Anstieg der Fälle rechnen. Die Hauptaktivität von Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) wird darin bestehen, die medizinischen Einrichtungen mit Personal, Medikamenten und medizinischer Ausrüstung zu unterstützen. Wir planen auch, mit unseren mobilen Kliniken in abgeschiedene Dörfer und auf kleine Inseln zu reisen. All dies muss schnell geschehen, denn mit den Überschwemmungen kommen auch die Stechmücken. Ein Anstieg von Malaria- und Denguefieber-Fällen macht uns Sorgen. Auch eine andere parasitäre Krankheit, die Leptospirose, stellt eine Gefahr dar. In diesem Teil der Philippinen tritt sie häufig auf.
Hilfe für die abgeschiedensten Gebiete
Wir konzentrieren uns darauf, Hilfe in die abgelegensten Teile des Landes zu bringen. Dazu arbeiten wir ab morgen mit Mitarbeitern des Gesundheitsministeriums zusammen. Zwei Teams werden per Helikopter und Schiff zurück an die Ostküste von Panay reisen und Medikamente mitnehmen. Dort angelangt, werden sie Stellen suchen, an denen die mobilen Kliniken so nah wie möglich bei den notleidenden Menschen aufgebaut werden können.“