Palästina: In Nablus eskaliert die Gewalt

Mitarbeitende des Projekts in Hebron verteilen medizinische Hilfsgüter in die Gesundheitszentren von Nablus.

Palästinensische Autonomiegebiete1 Min.

Die Teams von Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) bieten in Nablus und Umgebung psychologische Unterstützung an. Dort werden sie Zeug:innen der Gewalt und der Bewegungseinschränkungen, die die israelische Armee in den vergangenen Tagen verhängt hat.

Bei einem israelischen Armeeeinsatz in der Altstadt von Nablus, am 22. Februar 2023, starben elf Palästinenser:innen. Mehr als hundert Menschen wurden dabei verletzt.

Als am 26. Februar zwei israelische Siedler in Huwara, einem Vorort von Nablus, getötet wurden, schlossen die israelischen Streitkräfte den Zugang zur Stadt. In dieser Nacht setzten israelische Siedler:innen Autos, Häuser und Geschäfte von Palästinenser:innen in Brand. Dabei kam laut Palästinensischem Roten Halbmond ein Mensch ums Leben und 400 andere wurden verletzt.

Die Checkpoints rund um Nablus sind aufgrund der Ereignisse von Sonntag geschlossen. Dies hinderte eines unserer Teams daran, in die Nachbarstadt Qalqiliya zu gelangen, wo wir auch psychologische Gesundheitsversorgung anbieten.

Tareq Zaid, Projektkoordinator in Nablus

Unsere Teams haben medizinisches Material und Nothilfekits an eine Klinik und ein Spital in Nablus gespendet. Aufgrund der Bewegungseinschränkungen in der Stadt haben die Menschen kaum Zugang zu den Dienstleistungen von Ärzte ohne Grenzen, da sie sich aus Sicherheitsgründen nicht aus dem Haus trauen. Zusätzlich werden die Teams der Organisation oft durch die Strassensperren daran gehindert, an ihren Arbeitsplatz zu gelangen. Neben der prekären Sicherheitslage machen den Einwohner:innen von Nablus nun auch immer mehr Strassensperren zu schaffen. Die ersten Monate des Jahres sind die gewaltsamsten, die das Westjordanland seit dem Jahr 2000 erlebt hat.

Linda Gaouaou, Einsatzleiterin in Jerusalem, erklärt, dass die wiederholten Militäroperationen den reibungslosen Betrieb der Einsätze von Ärzte ohne Grenzen behindern. «Innerhalb von einer Woche beeinträchtigten zwei Vorfälle in Nablus die Arbeit unserer Teams und führten dazu, dass Patient:innen unsere Kliniken nicht erreichen konnten. Dies spiegelt die neue Realität wieder - eine permanent angespannte Situation, in der die Bevölkerung ihren Alltag um die Strassensperren der israelischen Streitkräfte herum organisieren muss.»