Tigray-Konflikt: MSF hat Noteinsatz für Geflüchtete im Sudan gestartet
© Jason Rizzo/MSF
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Seit Anfang November sind laut UNHCR rund 42000 Menschen registriert worden, die wegen des Konflikts zwischen der äthiopischen Zentralregierung und der Region Tigray in den Sudan geflohen sind. Die tatsächliche Zahl ist wahrscheinlich noch höher, da nicht alle Geflüchteten erfasst werden.
Ärzte ohne Grenzen/MSF ist unter anderem in Hamdayet, im Osten des Sudans vor Ort, wo zwei Drittel der Flüchtlinge über den Grenzfluss aus Äthiopien kommen, sowie im Lager Um Rakuba. Die internationale Hilfsorganisation leistet medizinische Versorgung und überprüft den Ernährungszustand der Menschen. Viele leiden unter Infektionen der Atemwege, Malaria oder Durchfallerkrankungen.
Die Geflüchteten berichten, dass sie ihre Häuser abrupt und schnell verlassen mussten, ohne auch nur das Wichtigste einpacken zu können. Sie flohen stunden- oder sogar tagelang durch eine sehr raue und trockene Gegend, bevor sie den Sudan erreichen konnten.
«Am dritten oder vierten November habe ich im Laden gearbeitet und plötzlich Kampfgeräusche gehört, sehr laute», berichtete ein ca. 35-jähriger Mann aus Äthiopien dem Team von Ärzte ohne Grenzen. «Ich weiss nicht, warum sie kämpfen aber ich habe viele Menschen sterben gesehen, sogar alte Menschen.» Und er fügte hinzu: «In Tigray verstecken sich die Leute in der Wildnis – junge und alte Menschen. Das schwierigste ist, dass wir kein Geld haben, nichts zu essen. Niemand hat irgendetwas von zu Hause mitgebracht.»
Das erste Team von Ärzte ohne Grenzen hat am 16. November Hamdayet erreicht und drei Tage später den Einsatz gestartet. Neben medizinischer Hilfe und der Überprüfung des Ernährungszustandes der Menschen leisten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch Gesundheitsaufklärung und psychologische Betreuung. Derzeit werden rund 300 Patientinnen und Patienten pro Tag versorgt. Der Grossteil leidet unter Infektionen der Atemwege, Malaria oder Durchfallerkrankungen aber auch Fälle sexueller Gewalt und chronische Erkrankungen werden behandelt.
Das Lager Um Rakuba ist rund sieben Stunden von der Grenze entfernt. Derzeit leben hier bereits rund 8 000 Menschen. Es ist für etwa 10 000 ausgerichtet. Zwischen 19. und 23. November haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen über 450 medizinische Behandlungen geleistet. Ausserdem haben sie Ärztinnen und Ärzte unter den Flüchtlingen aus Äthiopien identifiziert, die im Lager leben. Nachdem Personal von Hilfsorganisationen nicht über Nacht im Camp bleiben dürfen arbeitet Ärzte ohne Grenzen mit ihnen zusammen, um so 24-Stunden Gesundheitsversorgung zu leisten. Der Einsatz wird laufend evaluiert und nach Möglichkeiten ausgebaut.
© Jason Rizzo/MSF