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Tausende sind aus dem Camp Samsam geflohen und in Tawila eingetroffen. Unsere Teams haben dort einen Gesundheitsposten eingerichtet, um medizinische Nothilfe zu leisten
Sudan 3 Min.
Nach monatelanger Belagerung und wiederholten Angriffen in der Region sind die RSF und verbündete bewaffnete Gruppen in das Camp Samsam eingedrungen – das grösste Camp für Binnenvertriebene im Sudan, das zuletzt rund 500 000 Menschen beherbergte. Seit dem 16. April steht das weitgehend zerstörte Camp unter der Kontrolle der RSF. Die Mehrheit der Bevölkerung von Samsam ist nach El Fasher geflohen, eine Stadt, die bereits belagert wird, die von humanitärer Hilfe abgeschnitten ist und in der Angriffe und Gewalt weiter anhalten.
Zwischen dem 12. und 15. April erreichten mehr als 25 000 Menschen aus Samsam und den umliegenden Gebieten Tawila. Inzwischen kommen nur noch vereinzelt Vertriebene an, die auf ihrer Flucht ihr Leben riskieren. Ärzte ohne Grenzen hat am Ortseingang von Tawila einen Gesundheitsposten eingerichtet, um die Neuankommenden zu empfangen, ihnen Wasser zu geben und sie medizinisch zu versorgen. Die kritischsten Fälle werden an das örtliche Spital überwiesen, das wir seit Oktober letzten Jahres unterstützen. In den ambulanten Notfallsprechstunden wurden bislang rund 1600 Patient:innen behandelt – vor allem wegen schwerer Dehydrierung.
Wir behandeln Kinder, die kurz davor waren, zu verdursten. Bislang haben wir über 170 Menschen aufgenommen, die durch Schüsse oder Explosionen verletzt wurden – rund 40 Prozent waren Frauen und Mädchen. Man berichtet uns, dass Verletzte und besonders Schutzbedürftige die Flucht nach Tawila nicht geschafft haben und zurückbleiben mussten. Fast alle, mit denen wir gesprochen haben, verloren während des Angriffs mindestens ein Familienmitglied.
Aus Samsam kommen erschütternde Berichte, wonach dort hunderte Menschen ums Leben gekommen sind. Diesen Berichten zufolge gingen Kämpfer von Tür zu Tür, schossen auf Menschen, die sich in ihren Häusern versteckten, und setzten grosse Teile des Camps in Brand. Unter den Opfern befinden sich auch elf Mitarbeitende der Hilfsorganisation Relief International, die die einzige noch funktionierende Klinik im Camp betrieb, nachdem Ärzte ohne Grenzen im Februar ihre Aktivitäten aufgrund der eskalierenden Gewalt und der Blockade humanitärer Hilfe eingestellt hatte.
Wir fordern die Rapid Support Forces und alle bewaffneten Gruppen in der Region auf, Zivilist:innen zu verschonen und zu schützen sowie sichere Fluchtwege für diejenigen zu gewährleisten, die das Camp verlassen möchten. Staaten und internationale Akteure müssen ihren Einfluss geltend machen, um Worten endlich Taten folgen zu lassen. Die Vereinten Nationen und zahlreiche Beobachter:innen haben wiederholt vor dem Risiko von Massakern und ethnisch motivierter Gewalt in El Fasher und den umliegenden Camps für Binnenvertriebene gewarnt – Regionen, in denen überwiegend Angehörige der Bevölkerungsgruppe der Zaghawa und der Fur leben, während viele Kämpfer der RSF und verbündeter Milizen arabischer Herkunft sind.
Angesichts von zwei Jahren verheerender Gewalt ist das kollektive Unvermögen der internationalen Gemeinschaft, dringend benötigte humanitäre Hilfe zu leisten, nicht länger einfach hinzunehmen.
Eine massive Aufstockung der humanitären Hilfe ist dringender denn je. Sollte der Zugang nach El Fasher auf dem Landweg blockiert bleiben, müssen Luftbrücken eingerichtet werden, um die eingeschlossene und hungernde Bevölkerung – rund eine Million Menschen – mit Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen. Auch in Tawila, wo einige der Überlebenden aufgenommen werden und die lokalen Strukturen an ihre Grenzen stossen, muss die Hilfe verstärkt werden.
Ärzte ohne Grenzen und andere Akteure leisten derzeit Nothilfe in Tawila. Doch der Bedarf an Wasser, Nahrung, medizinischer Versorgung und Unterkünften übersteigt ihre Kapazitäten bei Weitem.