Welt-Tuberkulose-Tag: Aufruf von MSF
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Neue Erscheinungsformen einer altbekannten Krankheit: Ist Tuberkulose unter Kontrolle? In den reichen Ländern gilt Tuberkulose weithin als Krankheit, die der Vergangenheit angehört.
Bis in die 1980er Jahre gingen Fachleute davon aus, dass man Tuberkulose (TB) binnen weniger Jahrzehnte ausrotten könnte.
Im öffentlichen Gesundheitswesen glaubte man weltweit, die Tuberkulose im Griff zu haben. Denn mit den Antibiotika, mit deren Entwicklung in den 1940er Jahren begonnen wurde, schien man ein wirksames Mittel gegen die Krankheit in der Hand zu haben. Wenn nur die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingeführte Strategie, die unter dem Namen DOTS (Directly Observed Therapy, Short-Course) bekannt geworden ist, sachgemäss und konsequent verfolgt würde, so würde die Geissel Tuberkulose nach Überzeugung der zuständigen Gesundheitsexperten eines Tages der Vergangenheit angehören.
Heute muss die internationale Gemeinschaft erkennen, dass angesichts von jährlich neun Millionen neuen Tb-Fällen die Tuberkulose noch längst nicht überwunden ist. Tuberkulose ist eine tödliche Krankheit, an der 2006 1.7 Millionen Menschen gestorben sind, die also pro Minute also fast vier Menschenleben gefordert hat. Die weitaus meisten Tb-Fälle sind in den Entwicklungsländern zu verzeichnen, wobei etwa 80 Prozent der globalen Krankheitsbelastung auf 22 Länder mit hoher Krankheitslast (meist Länder mit niedrigem bzw. mittlerem Einkommensniveau) entfallen. Zwei Milliarden Menschen – ein Drittel der Weltbevölkerung – sind infiziert und Träger des Bazillus.
Die Krankheit aus alten Tagen
Damit nicht genug, ist diese “Krankheit aus alten Tagen” in neuen Erscheinungsformen zurückgekehrt und unterwirft unsere therapeutischen Kapazitäten einer Zerreissprobe. Die rasante Ausbreitung der Tuberkulose unter HIV-infizierten Menschen sowie das Auftreten und die Ausbreitung neuer Erregerstämme, die gegen die meisten gängigen, bisher wirksamen Tb-Medikamente (Tuberkulostatika) resistent sind, haben dazu geführt, dass die Tuberkulose faktisch ausser Kontrolle gerät, von einer Eindämmung der Krankheit also keine Rede mehr sein kann.
Nachdem die Welt vorschnell Viktoria gerufen hatte, muss sie jetzt ernüchtert eingestehen, dass Tuberkulose weltweit erneut eine massive Bedrohung der Gesundheit darstellt.