«Wenn ich nicht nach Dawei in diese Klinik gegangen wäre, wäre ich jetzt vermutlich tot. »
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Ma Khin Khin* ist Mutter von vier Kindern und stammt aus dem Township Palauk, rund 130 Kilometer südlich der burmesischen Stadt Dawei in der Division Tanintharyi. Sie ist die erste Patientin von Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Myanmar, die das oral einzunehmende Medikament Valganciclovir gegen CMV-Retinitis erhielt.
CMV-Retinitis ist eine vermeidbare Krankheit, die durch ein Virus verursacht wird, das die Netzhaut von Menschen mit einem geschwächten Immunsystem angreift. HIV-Infizierte sind besonders betroffen. Unbehandelt kann diese Netzhautentzündung zu Erblindung führen.
Bis jetzt gab es in Myanmar nur die Möglichkeit einer unangenehmen Injektion direkt ins Auge. Nach jahrelangen Verhandlungen steht nun das oral einzunehmende Medikament, das zudem wirksamer ist, zur Verfügung. MSF setzt dieses bereits in der Klinik in Dawei ein. Bis 2015 sollen alle CMV-Retinitis-Patienten von MSF in Myanmar Valganciclovir erhalten.
Ma Khin Khin ist seit Februar in Behandlung, als bei ihr eine HIV-Infektion in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert wurde.
«Im September 2012 wurde ich plötzlich krank. Ich war erschöpft, konnte kaum atmen und hustete die ganze Zeit. Ich arbeitete damals in einem anderen Land, und der Arzt, den ich aufsuchte, sagte mir, ich habe Tuberkulose. Daraufhin war ich einen Monat im Spital. Ich musste viele Pillen nehmen, die ich bei einer nicht zugelassenen Apotheke kaufte, aber mein Zustand verbesserte sich nicht.
Meine Mutter rief mich an und sagte, in Dawei gebe es eine gute Klinik. Zu der Zeit konnte ich mich nicht einmal auf den Beinen halten. Mein Mann und ich beschlossen dennoch, nach Myanmar zurückzukehren, damit ich diese Klinik aufsuchen konnte. Ich war sehr krank, und die Ärzte erklärten mir, dass ich nicht nur mit HIV und TB infiziert bin, sondern auch eine CMV-Retinitis habe (Netzhautentzündung durch das Zytomegalie-Virus). Ich erhielt bald drei verschiedene Arten von Medikamenten: Gegen Tuberkulose, gegen die CMV-Retinitis und einige Wochen später auch antiretrovirale Medikamente gegen HIV. Wenn ich nicht nach Dawei zurück und zu dieser Klinik gegangen wäre, wäre ich jetzt vermutlich tot.
Bei der ersten Untersuchung hatte der Arzt mit einem Gerät in meine Augen geschaut und gesagt, er könne viele Läsionen auf meiner Netzhaut erkennen, ein Hinweis auf CMV. Jetzt, vier Monate nach Behandlungsbeginn, sind die meisten Verletzungen verschwunden.
Ich hatte zum Glück keine Nebenwirkungen von den Medikamenten und fühle mich jetzt besser. Am Anfang war das ganz anders, und ich konnte nur liegen. Jetzt kann ich wieder gehen und sehen und sogar die SMS auf meinem Mobiltelefon lesen.
Es wurde mir erklärt, dass ich ohne dieses Medikament Injektionen in die Augen bekommen hätte, die sehr unangenehm sind. Ausserdem hätte ich jede Woche in die Klinik in der Stadt reisen müssen, von meinem Dorf aus sieben Wegstunden.
Wenn ich nicht rechtzeitig behandelt worden wäre, hätte ich innerhalb von drei Monaten erblinden können. Ich hatte sehr viel Glück, dass ich diese Tabletten bekommen habe.»
*Name zum Schutz der Privatsphäre der Patientin geändert