Elfenbeinküste: MSF fordert Schutz für die Zivilbevölkerung
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Abidjan/ Zürich, 1. März 2011 – Die neu aufgeflammten Kämpfe in der Elfenbeinküste haben die ohnehin schon prekäre Gesundheitsversorgung der Bevölkerung deutlich verschlechtert, erklärt die Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF). In der Hafenstadt Abidjan ziehen bewaffnete Männer plündernd durch die Strassen. In einigen Vierteln ist es nahezu unmöglich, das Haus zu verlassen. Im Westen des Landes hat eine Verschiebung der Frontlinie Tausende Bewohner in die Flucht getrieben. Ein grosser Teil der Bevölkerung ist dadurch von medizinischer Hilfe abgeschnitten.
„Der Zugang zur Gesundheitsversorgung ist an einen kritischen Punkt angelangt”, erklärt Nothilfekoordinator Dr. Mego Terzian. „Zivilisten dürfen nicht zum Ziel von Angriffen werden und Patienten müssen medizinische Hilfe erhalten können.“
MSF hat seit Anfang März zusammen mit den staatlichen Gesundheitseinrichtungen 450 Menschen in Abidjan behandelt, zwei Drittel davon waren Opfer der Kämpfe. Die Teams arbeiten im Spital Abobo-Süd, der einzigen Gesundheitseinrichtung in den nördlichen Vororten der Stadt, die überhaupt noch regulär arbeitet. Am Donnerstag wurden 15 Patienten mit Schussverletzungen ins Spital eingeliefert.
Noch immer halten sich viele Bewohner in Abidjan auf, auch wenn ein grosser Teil der Bevölkerung am vergangenen Wochenende aus der Stadt geflohen ist. Die Verbliebenen suchen Unterschlupf in Privathäusern in weniger umkämpften Vierteln oder verstecken sich in ihren Häusern. Nur im Notfall kommen sie zu den wenigen Gesundheitseinrichtungen, die noch geöffnet sind. Die meisten Ärzte und Pfleger sind geflohen. Zudem fehlt es an Medikamenten und medizinischem Material.
Im Westen der Elfenbeinküste haben die Teams von MSF in den vergangenen drei Tagen mehr als 230 Verwundete in den Städten Bangolo und Duékoué behandelt. Besonders Duékoué ist stark von den Kämpfen betroffen. MSF behandelt hier Patienten und überweist schwerere Fälle, die eine Operation benötigen, ins 30 Kilometer entfernte Bangolo. Dort arbeitet ein weiteres Team im einzigen noch funktionierenden Spital der Stadt. Auch in der Stadt Guiglo, in die Tausende geflohen sind, behandeln Mitarbeiter so gut es geht Patienten. Die Sicherheitslage macht die Evakuierung Verwundeter nach Duékoué und Bangolo äusserst schwierig.
„Die Bevölkerung leidet schon wieder unter den Konsequenzen der Kämpfe”, sagt Renzo Fricke, Koordinator des Nothilfeeinsatzes von MSF. „Vor kurzem kamen etwa drei Frauen mit Schussverletzungen zu uns. Es kommen aber auch viele Patienten, die unter anderen gesundheitlichen Problemen leiden. Das reicht von schwerer Malaria bis hin zu komplizierten Geburten. Diese Patienten müssen ebenfalls dringend behandelt werden – aber weil sie sich nicht mehr frei bewegen können, begeben sie sich oft in Lebensgefahr.”
MSF ist eine unparteiische und unabhängige medizinische Hilfsorganisation. Der Einsatz in der Elfenbeinküste wird ausschliesslich durch private Spenden finanziert, um die völlige Unabhängigkeit zu gewährleisten.