MSF-Bericht offenbart dramatische Lage im Osten der DR Kongo

Un bureau MSF incendié durant les combats à Kitchanga en septembre 2013. Province du Nord-Kivu, RDC.

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Der von MSF veröffentlichte Bericht zeigt, dass viele auf Nothilfe angewiesene Menschen diese nicht erhalten.

Ein Bericht der internationalen medizinischen Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF), der heute in Kinshasa vorgestellt wurde, offenbart das Ausmass der humanitären Notlage im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo). Der Bericht basiert auf umfassenden medizinischen Daten sowie zahlreichen Zeugenberichten von Patienten und Helfern. Es zeigt sich, dass viele Menschen in den östlichen Provinzen, die dringend auf Nothilfe angewiesen sind, diese nicht erhalten. MSF ruft alle involvierten Parteien und Organisationen auf, dringend Massnahmen zu ergreifen, um das Leiden der Bevölkerung zu mildern.

Viele Dörfer von medizinischer Versorgung abgeschnitten

Der Bericht „Everyday Emergency: Silent Suffering in Democratic Republic of Congo“ zeigt, wie sehr die Bevölkerung in den östlichen Provinzen aufgrund der anhaltenden Konflikte und des nicht funktionierenden Gesundheitssystem unter chronischen Krisen und Krankheitsausbrüchen leidet. Viele Dörfer sind wegen der schlechten Infrastruktur oder aufgrund von Kämpfen und Vertreibungen völlig von der medizinischen Versorgung abgeschnitten. Vor allem in abgelegenen und vom Konflikt betroffenen Regionen leisten Hilfsorganisationen und der Staat jedoch zu wenig Hilfe.
MSF hat zudem festgestellt, dass viele Menschen in den umkämpften Gebieten im Osten des Landes von der Gesundheitsversorgung ausgeschlossen sind, weil die Leistungen offizieller Gesundheitseinrichtungen und auch von Nichtregierungsorganisationen oft kostenpflichtig sind. Eigentlich sieht das nationale Gesundheitssystem in Notsituationen kostenlose medizinische Versorgung vor. Dennoch müssen die Menschen dafür bezahlen – obwohl sie im Kriegsgebiet leben. Zugleich zwingt die allgegenwärtige Gewalt medizinische Helfer immer wieder, ihre Hilfsprogramme zu unterbrechen. Den Menschen wird dadurch die dringend benötigte medizinische Versorgung verwehrt.

Lage der fast 3 Millionen Vertriebenen besonders prekär

„Die Infrastruktur und das Gesundheitssystem funktionieren kaum. Der anhaltende Konflikt, fehlender Respekt für Helfer, ein System, das Patienten zwingt, auch in Krisensituationen für medizinische Hilfe zu bezahlen – all diese Faktoren haben katastrophale Folgen auf die Gesundheit der Menschen im Osten der Demokratischen Republik Kongo“, sagt Annemarie Loof, die Leiterin der Hilfsprogramme in der Einsatzzentrale von MSF in Amsterdam. Vor allem für die 2,96 Millionen Vertriebenen im Land ist die Situation prekär – und speziell für die vielen „unsichtbaren“ Vertriebenen, die bei Gastfamilien leben oder sich in den Wäldern versteckt haben. Diese Menschen erhalten meist keine humanitäre Hilfe und wenn doch, dann nur sehr unregelmässig. Hilfsorganisationen werden zudem unter Druck gesetzt, ihre Hilfe in bestimmte „befreite“ Zonen fliessen zu lassen, um so Konfliktgebiete zu stabilisieren und die staatliche Autorität zu stärken.
„Jahr für Jahr kommt es im Osten der DR Kongo zu Ausbrüchen von Krankheiten wie Masern, Malaria und Cholera. Doch das Gesundheitssystem ist in den meisten Fällen nicht imstande, sie zu verhindern oder darauf zu reagieren“, berichtet Jatinder Singh, der medizinische Koordinator von MSF in der DR Kongo. „Viele Menschen müssen deshalb leiden und sterben. Die eigentliche Tragödie ist aber, dass dies meist verhindert werden könnte.“

Hilfe darf nicht von politischer Agenda abhängen

Es müssen sofort Schritte eingeleitet werden, um das anhaltende Leiden im Osten der DR Kongo zu lindern. MSF fordert deshalb alle Konfliktparteien auf, Zivilisten, humanitäre Helfer und medizinische Einrichtungen zu respektieren. Zugleich ruft die Organisation andere humanitäre Akteure auf, angemessenere und flexiblere Nothilfe zu leisten. Die Hilfe muss auf die Bedürfnisse der Menschen ausgerichtet sein und darf nicht von politischen Agenden abhängen. MSF fordert weiter, dass die finanziellen Hürden für medizinische Hilfe abgebaut und bessere Strategien zur Prävention und Behandlung von Epidemien installiert werden.
MSF ist seit 1981 in der DR Kongo tätig. Die Hilfsorganisation unterhält Nothilfe-Programme, führt Impfkampagnen durch und betreibt reguläre Gesundheitsprogramme in allen Provinzen des Landes.