Sudan/Darfur: MSF protestiert scharf gegen die Ausweisung weiterer Hilfsteams aus Darfur. Wichtige medizinische Programme müssen eingestellt werden.
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Khartoum/Paris/Genf, 5 March 2009 – Gestern haben die sudanesischen Behörden in Khartoum die sofortige Ausweisung einer zweiten Sektion der internationalen medizinischen Hilfsorganisation MSF verlangt. Die plötzliche und folgenschwere Entscheidung folgt der Ausweisung von Teams der Organisation am Tag davor. MSF ist entsetzt über diesen Beschluss, der klar die Bedürfnisse der Bevölkerung von Darfur für politische und juristische Ziele in Geiselhaft nimmt. Die Organisation protestiert aufs Schärfste und fordert die Regierung des Sudan auf, die Entscheidungen zurück zu nehmen, so dass MSF die unabhängige und unparteiliche humanitäre Hilfe sofort wieder aufnehmen kann.
Die Anordnung MSF aus Darfur auszuweisen ist eine dramatische Entwicklung der Ereignisse, die noch nie da gewesene Folgen für die Bevölkerung dieser Region haben wird. Ein Grossteil der Bevölkerung Darfurs ist völlig von internationaler humanitärer Hilfe abhängig, sagt Dr. Christophe Fournier, Internationaler Präsident von MSF. Der plötzliche Stopp unserer medizinischen Programme, darunter lebensrettende chirurgische Programme, sowie Ernährungs- und Basis-Gesundheitsprogramme in weiten Teilen Darfurs wird sofortige und verheerende Folgen für die Bevölkerung haben.
Durch die Ausweisung so vieler Hilfsorganisationen können grosse Lücken in der Versorgung der Bevölkerung entstehen, die durch keine verbleibende Organisation entsprechend gefüllt werden können. Die Grundbedürfnisse von Hunderttausenden Menschen – ob sie nun die medizinische Versorgung, Ernährung, Wasser oder sanitäre Fragen betreffen - werden nun unerfüllt bleiben. Ausbrüche von Meningitis in Kalma Camp und Niertiti – wo geschätzte 130'000 Menschen dringend eine Impfung benötigen – drohen völlig unbeantwortet zu bleiben.
Die in Darfur verbleibenden Sektionen von MSF versuchen ihr Bestes, die medizinische Hilfe in den Gebieten, in denen sie arbeiten, aufrecht zu erhalten. Angesicht des Ausmasses der Bedürfnisse im gesamten Darfur ist das jedoch nur ein Tropfen auf den heissen Stein.
Die Möglichkeit, unabhängige humanitäre Hilfe in Darfur zu leisten nahm bereits im vergangenen Jahr drastisch ab, doch die jüngsten Schritte der Regierung des Sudans drohen, die humanitäre Hilfe für Vertriebene und lokale Einwohner in weiten Teilen Darfurs komplett abzuschneiden, fügt Christophe Fournier hinzu. Die Bedürfnisse der Bevölkerung werden politischen und juristischen Zielen geopfert, was vollkommen inakzeptabel ist. Wir appellieren an die Regierung, ihre Entscheidung zu revidieren und unabhängige und unparteiische Hilfe für die Menschen in Darfur zuzulassen.
MSF betont zum wiederholten Mal, dass die Organisation vollkommen unabhängig vom Internationalen Strafgerichtshof ist und mit diesem weder kooperiert, noch Informationen an ihn bereitstellt.
MSF arbeitet seit 1979 im Sudan und seit 2003 in Darfur. Während MSF aus fünf Gebieten West- und Süd-Darfurs, darunter Feina in Jebel Mara, Kalma, Muhajariya, Niertiti und Zalingei, verwiesen wurde, leisten MSF-Teams weiterhin Hilfe in Golo und Killin (West Darfur), sowie in Kebkabiya, Kaguro, Serif Umra, Shangil Tobaya und Tawila (Nord Darfur). Vor dem erzwungenen Abzug arbeiteten insgesamt mehr als 100 internationale und ca. 1625 lokale Mitarbeiter unermüdlich daran, lebensnotwendige medizinsche Hilfe für Hunderttausende Menschen in Darfur zu leisten.