Pharmazeutische Hilfe: Verfügbarkeit der Medikamente sicherstellen
Für MSF ist es entscheidend, dass die Patient:innen die bestmögliche Behandlung erhalten. Das Apothekenpersonal von MSF muss für die Qualität der Medikamente Sorge tragen. Diese Aufgabe ist eine nicht offensichtliche, aber dennoch sehr wichtige Seite unserer humanitären Arbeit.
Die meisten unserer medizinischen Einkäufe erfolgen über unsere europäischen Versorgungszentren und werden anschliessend in die einzelnen Länder geliefert. Die Belieferung durch MSF-Zentralen (vor allem in Bordeaux und Brüssel) gewährleistet eine höhere Qualität der Medikamente und bietet den Patient:innen damit mehr Sicherheit, da es sich laut WHO-Angaben bei 30 Prozent der in Entwicklungsländern verkauften Arzneimittel um Fälschungen handelt.
MSF verwendet hauptsächlich Generika aus Fabriken in Europa, aber vor allem aus Entwicklungsländern (insbesondere Indien).
Activités principales
- Lagerbestandsüberwachung, um Engpässe zu vermeiden
- Gewährleistung der Einhaltung von Protokollen (insbesondere für die Kühlkette)
Zugang zu hochwertigen Medikamenten sichern
Auf die Märkte einzuwirken, gehört zu unseren Tätigkeiten, damit qualitativ hochwertige Medikamente verfügbar sind. Ausserdem setzt MSF sich bei den örtlichen Gesundheitsbehörden und auch bei pharmazeutischen Unternehmen aktiv für die Einführung neuer Arzneimittel ein, um der Bevölkerung einen leichteren Zugang zu Medikamenten zu ermöglichen. 1999 – direkt nachdem MSF den Friedensnobelpreis erhalten hatte – rief die Organisation die Medikamentenkampagne ins Leben. Deren Ziel ist es, über Lobbyarbeit die Entwicklung von Medikamenten, Diagnosetools und lebensrettenden Impfstoffen für die Patient:innen in den MSF-Programmen zu fördern.
MSF verhandelt auch mit den örtlichen Gesundheitsbehörden über die Importbedingungen für Medikamente und kritisiert öffentlich, wenn die Apotheken vor Ort von kriminell gefälschten Präparaten (vorsätzliche Handlung) und Produkten mit unbeabsichtigten Fabrikationsfehlern (Qualitätsprobleme aufgrund von nicht vorsätzlichen Praktiken) überschwemmt werden. Die Apotheker:innen von MSF prüfen die technischen Eigenschaften eines Medikaments, beispielsweise dessen Haltbarkeit unter tropischen Klimabedingungen. Sie besuchen zudem Arzneimittelfabriken, um die Herstellungsverfahren zu bewerten (Herkunft und Konservierung von Rohstoffen, Qualitätskontrolle, Produktionstechnik, Etikettierung, Verpackung usw.). Vor allem stellen sie aber sicher, dass die Medikamente und das medizinische Material in den Projekten vor Ort zur Verfügung stehen.
In bestimmten Projekten müssen Zehntausende pharmazeutische Produkte bestellt, gelagert und nachverfolgt werden. Das verlangt viel Geduld von den Apothekern, die dafür verantwortlich sind, dass es nicht zu Engpässen für die Patienten kommt.
Aktives Eintreten für niedrigere Medikamentenpreise
Schliesslich setzt sich MSF auch aktiv für Preissenkungen bei diagnostischen Tests sowie Medikamenten zur Diagnose und Behandlung vernachlässigter Krankheiten ein (Schlafkrankheit, viszerale Leishmaniose, Buruli-Ulkus, Malaria, Tuberkulose, HIV/Aids usw.). Viele Patient:innen haben keinen Zugang zu bestimmten Behandlungen, die mehrere tausend Franken kosten.
Unsere Strategie besteht also darin, geprüfte, hochwertige Generika zu registrieren. So kann dem Markenmedikament Konkurrenz gemacht werden, das häufig eine Monopolstellung innehat und deswegen sehr teuer ist. Der Wettbewerb würde eine Preissenkung und damit eine bessere Zugänglichkeit für die Bevölkerung ermöglichen. Dies ist von entscheidender Bedeutung, da in den meisten Ländern, in denen MSF im Einsatz ist, keine Sozialversicherungssysteme existieren und die Patient:innen die Kosten für ihre Behandlung selbst tragen müssen.
Die «Drugs for Neglected Diseases Initiative (DNDi)» hat 2018 eine effiziente Behandlung gegen Hepatitis C angekündigt, die nur 300 Dollar kostet – im Gegensatz zu den 84’000 Dollar, die derzeit für das Medikament einer amerikanischen Firma ausgegeben werden müssen. Eine neue Hoffnung für die 71 Millionen Personen, die derzeit mit Hepatitis C leben.