Demokratische Republik Kongo, 15.10.2017
Demokratische Republik Kongo, 15.10.2017
© Marta Soszynska/MSF

Lebenselixier Wasser

Wasser ist ein Lebenselixier, doch kontaminiertes Wasser kann tödliche Folgen haben. Gewisse Krankheiten wie zum Beispiel Durchfall werden direkt durch mangelhafte Hygieneverhältnisse, eine gesundheitsschädigende Umwelt oder Wasser von schlechter Qualität verursacht.

Massnahmen rund um Wasser, Hygiene und Abwasser sind deshalb in erster Linie präventiver Art, vergleichbar mit Impfaktionen. Die Experten für Trinkwasserversorgung, Hygiene und Abwasserentsorgung leisten somit auch wichtige Arbeit, um Krankheiten, die auf eine verschmutzte Umgebung zurückzuführen sind, zu verhindern. Eine saubere Umgebung schafft gleichzeitig auch bestmögliche Arbeitsbedingungen für das medizinische Personal.

Die Versorgung mit genügend Trinkwasser sicherzustellen, ist besonders in Notsituationen die wichtigste Aufgabe der Wasser- und Hygiene-Experten. Durchschnittlich braucht eine Person zwischen 15 und 20 Liter Trinkwasser pro Tag zum Kochen, zur Körperhygiene und zum Trinken. In Ausnahmesituationen kann der Wasserbedarf während den ersten zwei bis drei Tagen auf fünf Liter pro Tag und Person reduziert werden. So viel wird benötigt, um das Überleben zu sichern, also nur für Trinkwasser.

Haupttätigkeiten

  • Trinkwasserversorgung
  • Abwasserentsorgung
  • Abfallentsorgung
  • Krankheitsbekämpfung

Die Versorgung mit Trinkwasser bedeutet zunächst vor allem Wasser suchen und finden! Flüsse und Seen sind die am leichtesten zugänglichen Versorgungsquellen. Oft sind sie jedoch stark verschmutzt und die Wasser- und Hygiene-Experten müssen Grundwasser aufspüren. Dazu muss gebohrt oder ein Brunnen ausgehoben werden. Aber auch Grundwasser ist nicht immer trinkbar. Es muss deshalb auf seine Qualität überprüft und gegebenenfalls behandelt werden. Normalerweise wird das Wasser gefiltert, geklärt und mit Chlor desinfiziert. 

Danach muss die Wasserverteilung organisiert werden, das Wasser somit zugänglich gemacht werden. In einem Flüchtlingslager beispielsweise müssen die Wasser- und Hygiene-Experten mindestens eine Wasserversorgungsstelle für jeweils 200 bis 250 Menschen einrichten. Als Wasserspeicher werden meistens Kanister benutzt. Sie sind einfach handzuhaben und können im Gegensatz zu gewöhnlichen Eimern nur schwer verseucht werden.

Gute hygienische Bedingungen können die Ausbreitung von Epidemien verhindern. Bei der Verbesserung der Hygiene müssen die Wasser- und Hygiene-Experten die Lebensgewohnheiten und das Verhalten der ansässigen Bevölkerung kennen. Nur so können sie die wirkungsvollsten Massnahmen finden und das lokale Personal schulen. Zu diesen Massnahmen gehören zum Beispiel das Händewaschen oder das Vermitteln der Regel:  Sauber halten, was schon sauber ist, und Schmutziges von Sauberem trennen.

Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Vernichtung von allem, was zu Krankheitsüberträgern werden könnte: Exkremente, Abwässer aus der Toilette, der Küche und vom Waschen, Haushaltsabfälle und Krankheitsüberträger wie Mücken. Um Exkremente zu entsorgen, werden meistens Grubenlatrinen ausgehoben. 

Die Wasser- und Hygiene-Experten achten darauf, die Sanitäranlagen sowohl an den Standort als auch an die Menschen anzupassen, die diese verwenden werden. Das Hauptrisiko besteht darin, dass die Anlagen nicht korrekt benützt oder beschädigt werden und dadurch ein weiteres Gesundheitsproblem entsteht. In einem Flüchtlingslager werden deshalb idealerweise Familien-Latrinen für jeweils 20 Personen gebaut.

Mittels Grabensystemen werden die Abwässer gesammelt und in Kanälen zu einem Sammelbecken geführt mit dem Ziel, stehende Gewässer zu vermeiden. Haushaltsabfälle werden gesammelt und getrennt und anschliessend in kontrollierten Mülldeponien oder Verbrennungsanlagen entsorgt.

Fliegen, Mücken, Läuse und Flöhe, gewisse Nagetiere wie Ratten oder Mäuse können gefährliche Krankheitsüberträger sein. Die Verbesserung der Hygiene- und Lebensbedingungen kann die Möglichkeit einer Übertragung bereits beachtlich vermindern.  Moskitonetze und Insektizide sind ebenfalls sehr effektiv.

Um Wasser zu finden, es trinkbar zu machen, zu lagern und zu verteilen, setzen die Wasser- und Hygiene-Experten speziell dafür entwickeltes Material in Form von so genannten Kits ein. Es handelt sich dabei um Baukästen mit Motorpumpen, Leitungsrohren, flexiblen Wassertanks und Verteilungsschläuchen. Die Kits enthalten auch die nötigen Materialien für die bakterielle Analyse des Wassers, das Klären sowie das Desinfizieren mit Chlor. 

Es gibt kein typisches Profil für die Wasser- und Hygiene-Experten. Es handelt sich oft um Hydraulikfachleute, Sanitärtechniker oder einfache Logistiker, die beispielsweise Kenntnisse in Hydrogeologie, Wasserbehandlung oder in der Entsorgung von Exkrementen und Abfällen besitzen. Neben ihren technischen Kompetenzen bringen die Wasser- und Hygiene-Experten vor allem die Fähigkeit mit, die Lebensgewohnheiten und Verhaltensweisen der Bevölkerung vor Ort zu verstehen.