Covid-19: Ärzte ohne Grenzen fordert Verzicht auf Patente bei Medikamenten und Impfstoffen

Das Spital Leganes in Spanien, das am 25. März 2020 von MSF eingerichtet wurde.

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Ärzte ohne Grenzen fordert, dass Pharmafirmen zur Bekämpfung des neuartigen Coronavirus auf Patente für Medikamente, Impfstoffe und Tests verzichten. Patentmonopole dürften nicht zu überhöhten Preisen, Zugangsbeschränkungen und letztlich zum Verlust von Menschenleben führen.

Gemäss der internationalen Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) müssten Regierungen den Zugang zu diesen Instrumenten gegen Covid-19 sicherstellen, indem sie Patente aussetzen oder aufheben oder Preiskontrollen einführen. Kanada, Chile, Ecuador und Deutschland haben bereits Schritte unternommen, um die Ausserkraftsetzung von Patenten zu erleichtern und rasch Zwangslizenzen für Covid-19-Medikamente, -Impfstoffe und andere medizinische Hilfsmittel vergeben zu können. Die israelische Regierung hat eine Zwangslizenz für ein patentiertes Medikament erteilt, dessen Wirkung gegen Covid-19 derzeit untersucht wird.

Pharmaunternehmen sollten angesichts der Pandemie darauf verzichten, Patente auf Medikamente gegen Covid-19 durchzusetzen.

Marco Alves, Medikamentenkampagne von MSF in Deutschland

«Es wäre Wahnsinn, wenn in einer solchen Situation Monopole die Verfügbarkeit dieser wichtigen Medikamente aus Profitgründen einschränkten», betont Alves.

Für das derzeit aussichtsreiche Covid-19-Medikament Remdesivir hat der Pharmakonzern Gilead gerade nach massiven öffentlichen Protesten, unter anderem auch von Ärzte ohne Grenzen, auf Sonderrechte verzichtet, die ihm von der US-Arzneimittelbehörde FDA gewährt worden waren und die ihm ein erweitertes Monopol auf das Medikament verschafft hätten. Gilead hat sich jedoch noch nicht verpflichtet, seine Patente weltweit nicht durchzusetzen. Der Konzern hat ein entsprechendes Patent in mehr als 70 Ländern beantragt. Vorläufige Ergebnisse klinischer Studien mit Remdesivir zur Behandlung von Covid-19 werden für April erwartet. Über 150 Organisationen aus der ganzen Welt forderten Gilead in einem offenen Brief auf das Patent auf Remdesivir nicht durchzusetzen.

Gilead sollte mit dieser Pandemie nicht Profit machen. Das Unternehmen muss sich verpflichten, seine Patente und andere Exklusivrechte nicht durchzusetzen oder zu beanspruchen.

Dana Gill, Medikamentenkampagne in den USA

«Sonst könnte das Unternehmen während dieser globalen Gesundheitskrise und in den kommenden Jahren für Remdesivir verlangen, was immer es will. Das ist noch empörender, wenn man bedenkt, wie viel Steuergelder und öffentliche Mittel bereits zur Erforschung und Entwicklung von Remdesivir beigetragen haben», fährt Gill fort.

Überhöhte Preise für Schnelltest

Der US-amerikanische Diagnostik-Testhersteller Cepheid liefert ein weiteres Beispiel für Pandemieprofite. Das Unternehmen erhielt gerade die US-FDA-Notfallgenehmigung für einen Covid-19-Schnelltest (Xpert Xpress SARS-CoV-2), der Ergebnisse in nur 45 Minuten liefert, wobei vorhandene Testmechanismen verwendet werden, die routinemässig für Tuberkulose (TB), HIV/Aids und andere Krankheiten eingesetzt werden.

Cepheid hat angekündigt, selbst in den ärmsten Ländern der Welt, in denen die Menschen mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen müssen, 19,80 US-Dollar pro Test zu verlangen. Die Gesamtkosten des Unternehmens für die Bereitstellung eines Testmoduls liegen bei nur drei Dollar.