«Ich erinnere mich noch gut an das erste Kind, das hier im Zentrum geboren wurde – ihr Name war Ghazal»
Syrien3 Min.
Die Teams von MSF im Mutter-Kind-Zentrum der libanesischen Ortschaft Majdal Anjar setzen sich dafür ein, dass geflüchtete Syrerinnen eine gesunde Schwangerschaft durchlaufen und sicher entbinden können.
«Ich erinnere mich genau an das erste Kind, das hier im Zentrum geboren wurde», erzählt MSF-Hebamme Wesal. «Ihr Name war Ghazal. Wir haben uns alle so sehr über die Eröffnung des Zentrums und über Ghazals Geburt gefreut, als wäre sie unsere eigene Tochter.»
Auch ihre Mutter Hansa, eine junge Syrerin aus Idlib, kann sich noch gut an die Geburt erinnern. «Wir kamen gegen vier Uhr morgens ins Zentrum und wurden herzlich in Empfang genommen. Wegen der Kälte draussen haben die Mitarbeiter erst einmal die Heizung eingeschaltet und dann mit den Vorbereitungen für die Entbindung begonnen.»
«Die Geburt verlief Gott sei Dank reibungslos. Nach der Entbindung wurde ich mit meiner Tochter noch 24 Stunden lang im Mutter-Kind-Zentrum betreut. Die Mitarbeiter kümmerten sich wie eine Familie um mich und so fühlte ich mich überhaupt nicht fremd, obwohl meine Mutter und meine übrige Familie noch in Idlib waren.»
Betreuung auch vor und nach Geburt
Majdal Anjar liegt in einem der ärmsten Gebiete des Libanon, in dem seit Beginn der Syrienkrise 2011 über 80'000 Syrer Zuflucht gefunden haben. Das im Februar 2016 neu eröffnete Mutter-Kind-Zentrum von MSF ist kostenlose Anlaufstelle für über 16'000 Frauen im gebärfähigen Alter aus der gesamten Region Bekaa und besonders aus Majdal Anjar und Umgebung. Die Frauen können dort nicht nur ihre Kinder zur Welt bringen, sondern auch Leistungen im Bereich Reproduktionsmedizin in Anspruch nehmen.
Neben dem Zentrum in Majdal Anjar betreibt MSF im Libanon noch zwei weitere Mutter-Kind-Einrichtungen: eine in Arsal im Gouvernement Bekaa und eine weitere im Flüchtlingslager Shatila in Beirut. Um die Müttersterblichkeit zu senken, können Frauen in den Zentren nicht nur kostenlos entbinden, sondern werden dort bereits während der Schwangerschaft und auch nach der Geburt weiter betreut. Auch die Spezialisten der ebenfalls zum Zentrum gehörenden Beratungsstelle für Familienplanung und Reproduktionsmedizin tragen engagiert dazu dabei, allen Frauen gesunde Schwangerschaften und sichere Entbindungen zu ermöglichen.
Das Team des MSF-Zentrums begleitet pro Monat 100 natürliche Geburten. Wird ein Kaiserschnitt erforderlich oder treten während der Geburt andere Komplikationen auf, wird der Zustand der Patientin zunächst stabilisiert, bevor sie in ein Referenzspital in der Region gebracht wird.
Überweisung in Spital, wenn normale Entbindung nicht möglich ist
«Wir überweisen die Patientinnen nicht nur im Notfall in andere Spitäler, sondern auch bei Befunden, die eine normale Entbindung unwahrscheinlich oder unmöglich machen. Festgestellt werden solche Befunde bei Routineuntersuchungen, die wir hier bei uns in der Einrichtung ab dem vierten Schwangerschaftsmonat durchführen», erläutert die Leiterin des Zentrums, Mariam El Masri.
Die geflüchtete Syrerin Hamida, die kürzlich im Mutter-Kind-Zentrum von MSF entbunden hat, erzählt, dass auch die Vorsorgeuntersuchungen dort für sie sehr wichtig waren. Eine Hebamme und eine Gynäkologin haben sich im Verlauf der Schwangerschaft regelmässig vergewissert, dass es ihr und dem Baby gut geht und dass sie ihren Sohn Khaled auf natürlichem Weg im Zentrum entbinden kann.
«Am meisten berühren mich die Frauen, die auf der dringenden Suche nach Hilfe zu uns kommen und uns nach der Geburt ihres Kindes glücklich und zufrieden wieder verlassen», verrät Hebamme Wesal.
Das Mutter-Kind-Zentrum von MSF in Majdal Anjar steht geflüchteten Syrerinnen und den Angehörigen anderer dringend hilfsbedürftiger Gruppen an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr offen.