Malawi: Medizinische Hilfe für abgeschnittene Bevölkerung nach Zyklon «Freddy»

Zerstörte Strasse durch Zyklon Freddy. Malawi, März 2023.

Malawi3 Min.

Zwei Wochen nach dem Rekordtropensturm «Freddy» ist der Schock unter der Bevölkerung in mehreren Distrikten des südlichen Malawi noch immer gross. Der Zyklon zerstörte Strassen und Brücken und verursachte erheblichen Schaden an der Infrastruktur. Der Sturm ist eines der verheerendsten Klimaereignisse in der Geschichte des Landes.

«Ganze Dörfer wurden unter Schlammlawinen und Erdrutschen begraben, Sturzfluten schwemmten Häuser, Strassen und Brücken weg. Zehntausende Menschen im Süden des Landes sind von der Gesundheitsversorgung abgeschnitten, weil die Einrichtungen entweder zerstört wurden oder wegen der beschädigten Strassen nicht mehr erreichbar sind», berichtet Rasmane Kabore, unser Nothilfe-Koordinator in Malawi.

Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) leistet nach der Katastrophe medizinische und humanitäre Hilfe in der Stadt Blantyre, in der wir seit 2018 ein Projekt zur Prävention von Gebärmutterhalskrebs leiten.

«Unsere Teams stellten dem «Queen-Elizabeth»-Spital medizinisches Material und Personal zur Verfügung, das bei der Versorgung der Verletzten half und chirurgische Eingriffe vornahm», erklärt Guilherme Botelho, der das Notfallprojekt koordinierte.  

Wir besuchten auch mehrere Camps im Distrikt, die in öffentlichen Gebäuden wie Schulen untergebracht sind. Dort stellen wir nun Wasser und Chlorin zur Verfügung, sanieren Wasserleitungen, leeren Toiletten und verteilen Hilfsgüter wie Decken, Holz und Kochutensilien.

Guilherme Botelho, Koordinator Notfall-Projekt

Gegen 50 Camps sind rund um die Stadt errichtet worden, in dem zwischen einem Dutzend und mehr als 2500 Menschen leben. In den am dichtesten besiedelten Camps bieten wir weiterhin Unterstützung an und ermitteln den Hilfsbedarf laufend.

Nach Erkundungseinsätzen leisten unsere Teams auch Hilfe in den stark betroffenen Distrikten Phalombe, Mulanje, Chikwawa und Nsanje.

Die südöstlichen Distrikte Phalombe und Mulanje liegen am Fuss des Mulanje-Massivs. Nach einer bereits ergiebigen Regenzeit verursachten die heftigen Regenfälle infolge des Zyklons schwere Schlammlawinen und Felsstürze. In Phalombe besuchten unsere Teams drei Gesundheitseinrichtungen, darunter auch das Gesundheitszentrum in Nkuhlambe, das unter Trümmern, Schlamm und Felsbrocken begraben ist. Schätzungsweise 54 000 Menschen stehen damit praktisch ohne medizinische Versorgung da.

Das Gebiet ist komplett von der Aussenwelt abgeschnitten. Wir planen nun unsere nächsten Schritte, um der Bevölkerung helfen zu können. Es geht darum, so schnell wie möglich den Zugang zu ambulanten Diensten wiederherzustellen und Überweisungen in Spitäler zu ermöglichen. ​

Robert Wellemu, medizinische Projekt-Unterstützung

Dazu soll nun in Zusammenarbeit mit der Gesundheitsbehörde und anderen Organisationen in Nkhulambe ein Gesundheitsposten errichtet werden. Eines unserer Teams ist bereits unterwegs, um medizinisches und logistisches Personal sowie Material bereitzustellen.

Weiter südlich versuchen unsere Teams und anderer Hilfsorganisationen unter Leitung der Gesundheitsbehörde das Gebiet Ngabu im Distrikt Chickwawa, das zwischen Blantyre und Nsanje liegt, sowie die Städte Makhanga, Osiyana und Sankulani im Distrik Nsanje zu erreichen. Diese Gebiete, die an Mosambik grenzen, sind wegen beschädigter oder überfluteter Strassen fast nicht zugänglich. Dies hat zur Folge, dass Gesundheitseinrichtungen nicht mehr beliefert werden und viele Menschen keine medizinische Versorgung haben. Das Ziel ist es, bis Ende der Woche alle diese Gebiete zu erreichen, den Hilfsbedarf zu ermitteln und in dringenden Fällen sofort medizinische Hilfe zu leisten. Ein besonderes Augenmerk liegt auf einem möglichen Anstieg der Cholera-Fälle.

Betroffen von Zyklon «Freddy» sind die Distrikte Balaka, Blantyre, Chikwawa, Chiradzulu, Machinga, Mangochi, Mulanje, Neno, Nsanje, Phalombe, Thyolo und Zomba.

Laut Angaben der malawischen Behörden vom 21. März ist die Zahl der Todesfälle auf 507 gestiegen; 1332 Personen sind verletzt worden und 537 gelten als vermisst. 553 614 Menschen haben ihr Zuhause verloren und sind nun in 543 Camps untergebracht.