Mykolajiw: Erfolgreiche Behandlung von Hepatitis C bei HIV-Patienten
© Alexander Glyadyelov/MSF
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Weltweit sind 2,3 Millionen Menschen mit HIV von einer Hepatitis-C-Infektion betroffen. Hepatitis C ist bei HIV-Patienten eine der häufigsten Ursachen für Todesfälle. Grund dafür ist der raschere Verlauf der Krankheit und das erhöhte Risiko, ohne Behandlung an unheilbarem Leberkrebs oder an einer tödlichen Zirrhose zu erkranken. Und dennoch kann Hepatitis C geheilt werden.
In Mykolajiw, im Süden der Ukraine, verfolgt MSF einen ganzheitlichen Ansatz in der Hepatitis-C-Behandlung von HIV-Patienten: kostenlose Tests zur Diagnose, Behandlung mit neuen Medikamenten sowie Beratung und Betreuung, um den Erfolg der Behandlung sicherzustellen. Die jüngsten Ergebnisse der Patienten, die ihre Behandlung seit Beginn des Programms vor einem Jahr abgeschlossen haben, sind äusserst positiv. Die Erfolgsquote in der Behandlung von Hepatitis C bei HIV-Patienten beträgt über 95%.
Kürzere Behandlungsdauer dank neuen, oralen Medikamenten
«Eine unbehandelte Hepatitis-C-Infektion kann tödlich sein, vor allem bei HIV-Patienten. Die Ergebnisse dieser Tests zeigen jedoch erneut, dass eine Heilung möglich ist», erklärt Franking Frias, medizinischer Koordinator von MSF in der Ukraine. «Wir behandeln unsere Patienten mit Sofosbuvir und Daclatasvir, also mit neuen, von der WHO empfohlenen, oralen Medikamenten, die Hepatitis C in nur 12 Wochen heilen können und wenig Nebenwirkungen haben. Frühere Behandlungsmodelle für Hepatitis C basierten auf mittels Spritzen verabreichten Medikamenten und dauerten vier Mal so lang.»
Einbezug ehemaliger Patienten als Peer Educators
Trotzdem bleibt eine Hepatitis-C-Behandlung für viele Patienten eine Belastung. Deshalb arbeitet MSF mit ehemaligen Patienten (sogenannte Peer Educators), die selbst mit der Krankheit gelebt haben. Sie unterstützen die Patienten in der Organisation im Umgang mit der Behandlung, und sie beraten in schwierigen Situationen wie Diskriminierung, finanzielle Schwierigkeiten oder psychische und körperliche Belastungen, die den Erfolg der Behandlung gefährden könnten.
Dieses Vorgehen hat sich als sehr erfolgreich erwiesen. Bis anhin haben sämtliche Patienten des MSF-Projekts die Behandlung zu Ende geführt (d. h. es gab keine gescheiterten Behandlungen aufgrund versäumter Medikamenteneinnahme oder verpasster Konsultationen). Insgesamt haben 341 HIV-Patienten, die eine antiretrovirale Therapie befolgen, das Hepatitis-C-Behandlungsprogramm von MSF vollendet. Die Testergebnisse einer vorläufigen Testgruppe mit 143 Patienten haben ergeben, dass alle Patienten ausser einer Person von Hepatitis C geheilt sind.
Ein Erfolgsrezept für das ganze Land
In der Ukraine leben ungefähr 2 Millionen Menschen mit Hepatitis C. Die meisten von ihnen haben jedoch keinen Zugang zu erschwinglichen Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten. Im Hepatitis-C-Programm von MSF in Mykolajiw werden insgesamt 1000 Patienten mit Hepatitis C behandelt. 750 von ihnen sind auch HIV-Patienten. «Ziel unseres Projekts ist, aufzuzeigen, wie Hepatitis C in der Ukraine wirkungsvoll behandelt werden kann - einem Land, wo der Zugang zu Diagnose und Behandlung zurzeit stark eingeschränkt ist», erklärt Jeri Driskill, Programmkoordinator von MSF in Mykolajiw.
© Alexander Glyadyelov/MSF