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Ungewissheit über Zukunft der HIV-Versorgung bedroht das Leben vieler Menschen weltweit

HIV/Aids2 Min.
Der Entscheid der US-Regierung, Gelder für die HIV-Versorgung zusammen mit anderen Auslandshilfen für mindestens 90 Tage einzufrieren, hat unmitellbare Auswirkungen auf Menschen mit HIV. Zwar haben die USA inzwischen klargestellt, dass bestimmte Behandlungsprogramme mindestens bis April fortgesetzt werden können, jedoch ist es besorgniserregend, dass kritische Elemente des PEPFAR-Programms (President’s Emergency Plan for AIDS Relief) eingefroren bleiben.
«Mehr als drei Wochen nach dem Einfrieren der PEPFAR-Mittel durch die US-Regierung herrscht immer noch grosse Verwirrung und Ungewissheit darüber, ob diese wichtige Lebensader für Millionen von Menschen abgeschnitten wird», sagt Avril Benoît, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen in den USA.
«Es gibt zwar eine begrenzte Ausnahmeregelung, die einige Aktivitäten abdeckt, aber unsere Teams sehen in vielen Ländern, dass Menschen bereits den Zugang zu lebensrettender Versorgung verloren haben und nicht wissen, ob oder wann ihre Behandlung fortgesetzt werden kann. Ärzte ohne Grenzen fordert die US-Regierung auf, die Finanzierung aller PEPFAR-Massnahmen sowie anderer wichtiger medizinischer und humanitärer Hilfe unverzüglich wiederaufzunehmen.»
Ärzte ohne Grenzen nimmt keine Mittel der US-Regierung an und ist nicht direkt von den Kürzungen oder dem Einfrieren der PEPFAR-Mittel betroffen. Dennoch hängen viele Aktivitäten der Organisation von den Programmen ab, die unterbrochen wurden. An einigen Orten mussten die Aktivitäten bereits angepasst werden. Die indirekten Auswirkungen sind somit bereits in Projekten in verschiedenen Teilen der Welt zu spüren.
In Afrika südlich der Sahara, wo Ärzte ohne Grenzen mehrere HIV/AIDS- und damit verbundene Gesundheitsprogramme durchführt, beobachten Mitarbeitende bereits Auswirkungen auf die Patient:innen. In Südafrika wurden viele Gesundheitseinrichtungen geschlossen, in denen durch PEPFAR-finanzierte Organisationen HIV-Programme angeboten haben, darunter Tests, Behandlung und Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP).
In Mosambik musste eine wichtige Partnerorganisation von Ärzte ohne Grenzen, die umfassende HIV-Programme anbot, ihre Tätigkeit vollständig einstellen. In Simbabwe haben die meisten Organisationen, die HIV-Programme anbieten, ihre Arbeit ebenfalls eingestellt. Betroffen ist insbesondere das DREAMS-Programm zur Verringerung der HIV-Neuinfektionen bei heranwachsenden Mädchen und jungen Frauen.
In der Demokratischen Republik Kongo wirkt sich das Einfrieren der Hilfe bereits auf das erfolgreichste Modell der Verteilung antiretroviraler Medikamente aus, das jemals in der Hauptstadt Kinshasa eingeführt wurde: die von den Gemeinden betriebenen kostenlosen Verteilungs- und Peer-Support-Points, die vor Ort als «PODIs» bekannt sind.
Im Südsudan kennen etwa 51 Prozent der Menschen, die mit HIV leben, ihren Status, und 47 Prozent sind in Behandlung. Eine Einstellung des dortigen Programms hätte verheerende Auswirkungen auf Tausende von Menschen und ihre Gemeinschaften.
«Diese Unterbrechungen werden Menschenleben kosten und jahrelange Fortschritte bei der Bekämpfung des Virus zunichtemachen», sagt Avril Benoît. «Jeder Tag, der vergeht, bedeutet eine Notsituation für Millionen von Menschen, für die PEPFAR eine Lebensader ist.»