Niger: 1‘400 MSF-Helfer im Einsatz gegen Mangelernährung
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Als Reaktion auf die Ernährungskrise im Niger verstärkt MSF die Arbeit in den Regionen Zinder, Tahoua und Maradi. Der Schwerpunkt liegt auf Präventionsmassnahmen und der raschen Behandlung von Kindern unter fünf Jahren direkt vor Ort.
Die alljährlich wiederkehrende Hungerperiode im Niger, in der die Mangelernährung drastisch zunimmt, fällt mit der Regenzeit und der damit einhergehenden Vermehrung der Malariamücken zusammen. In einem Land, in dem mehr als 800'000 Kinder von moderater bis schwerer akuter Mangelernährung bedroht sind, kann dieses Zusammentreffen für kleine Kinder, die nicht rechtzeitig behandelt werden, tödlich sein. Die Regionen Maradi, Zinder und Tahoua sind besonders stark von der Nahrungsmittelunsicherheit betroffen. Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) beschäftigt während dieser Zeit mehr als 1'430 Mitarbeitende, die sich in den Gesundheitszentren und Dörfern um Prävention, Diagnose und Behandlung der Krankheiten kümmern, die hauptsächlich Kinder im Alter von null bis fünf Jahren treffen.
Mangelernährte Kinder leiden häufig unter anderen Erkrankungen
In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium ist MSF seit 2005 in den Kinderabteilungen der Spitäler von Madaoua, Madarounfa und Magaria tätig und betreibt seit vergangenem Jahr auch wieder eine Kinderstation in Dungass. Insgesamt stehen mehr als 1'200 Betten zur Verfügung, um Kinder unter fünf Jahren kinderärztlich und ernährungstherapeutisch zu behandeln.
«Wir haben keine Hirse mehr und auch keine Nahrungsmittelvorräte. Meine jüngste Tochter Binta hat immer mehr abgenommen und Ödeme bekommen. Gestern bin ich mit dem Motorradtaxi hierhergekommen, um sie medizinisch versorgen zu lassen. Und ich habe den Eindruck, dass es ihr bereits besser geht», erklärt Hassira, Mutter von drei Kindern. Zwischen Juni und September wurden in den von MSF unterstützten Intensiv-therapeutischen Ernährungszentren (CRENI)insgesamt über 6'400 Kinder, die unter moderater bis schwerer Mangelernährung und medizinischen Komplikationen wie Blutarmut litten, behandelt.
Die eingewiesenen Kinder leiden häufig auch unter anderen Erkrankungen wie Malaria oder postnatalen Komplikationen und werden auf den Kinderstationen von den MSF-Teams versorgt. Ausserdem werden sie und ihre Begleitpersonen auf Krankheiten wie HIV und Tuberkulose untersucht, die für mangelernährte Kinder ein besonders hohes Risiko darstellen; auch Impfungen werden verabreicht.
Bessere Prävention
Um die Kindersterblichkeit langfristig zu senken, braucht es Präventionsmassnahmen und ein umfassendes medizinisches Versorgungsangebot in unmittelbarer Nähe zur Bevölkerung. In den Regionen Maradi und Zinder unterstützt MSF die Gesundheitsbehörden deshalb mit sechzehn integrierten Behandlungszentren und drei Gesundheitsstationen. Dort erhalten die Patienten eine ambulante Behandlung gegen Mangelernährung und werden gleichzeitig auf Malaria getestet und gegen weitere Kinderkrankheiten behandelt. Die am schwersten erkrankten Kinder werden direkt versorgt und auf Überwachungsstationen gebracht, bevor sie, falls notwendig, ins Spital überwiesen werden. Auch in der Region Madaoua hält sich MSF in sechs Gesundheitszentren bereit, um bei erhöhten Patientenzahlen Unterstützung zu leisten.
Die Präventionsarbeit erfolgt ausserhalb der Gesundheitseinrichtungen. In 44 Dörfern der Region Maradi kümmern sich von MSF ausgebildete und betreute Gesundheitshelfer um die Diagnose und Behandlung leichter Malaria-Erkrankungen. Dank diesem bevölkerungsnahen Ansatz konnten im Zeitraum von Juni bis September rund 13'000 Kinder kostenlos zu Hause behandelt werden; 750 wurden in eine Gesundheitseinrichtung überwiesen.
Behandlung von häufigen Krankheiten sicherstellen
Besondere Aufmerksamkeit gilt auch der Gesundheitsförderung in Bereichen, die die Gesundheit der Kinder unmittelbar beeinflussen. In enger Zusammenarbeit mit den Gesundheitshelfern besuchen die MSF-Teams die Menschen in ihren Dörfern, um mit ihnen über Themen wie das Stillen, die Risiken der Anwendung lokaler Heilmittel, die Wichtigkeit von Impfungen und die Nutzung imprägnierter Moskitonetze zu sprechen.
Um die Kindersterblichkeit im Niger erfolgreich zu bekämpfen, muss sichergestellt sein, dass die Kinder leichten Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Denn noch immer sterben viel zu viele Kinder an Krankheiten, die eigentlich gut diagnostizierbar und behandelbar sind. MSF baut deshalb gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium diesen bevölkerungsnahen Ansatz weiter aus und unterstützt gleichzeitig die stationäre Versorgung. Seit Juni konnten im Rahmen der verschiedenen Programme in den Regionen Zinder, Tahoua und Maradi medizinisch bereits über 108'000 Kinder versorgt werden.