Philippinen: Ländliche Gebiete benötigen dringend Hilfe
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Zehn Tage nach der Taifun-Katastrophe stecken viele Ladungen von Hilfsgütern noch immer in Häfen und Flughäfen fest. Gleichzeitig sind Dörfer in abgelegenen Gebieten ganz auf sich allein gestellt.
“Helft uns bitte” – Diese Worte hat ein Überlebender in der Stadt Tanauan in grossen roten Buchstaben auf die Trümmer seines Hauses geschrieben. Tanauan ist eine kleine Stadt mit 50'000 Einwohnern und befindet sich etwa 20 Kilometer südlich von Tacloban auf der Insel Leyte.
Die Stadt wurde zu 95 Prozent zerstört. Viele Menschen leben auf der Strasse, betteln für Wasser, Nahrung und Unterkunft. Während die Strassen in Tacloban fast vollständig geräumt sind, treiben in Tanauan immer noch Leichen in den Flüssen. Eine zwölf Meter hohe Welle spülte alles weg. Die Schutthaufen blockieren noch immer die meisten Strassen. Nur die Hauptstrasse wurde endlich geräumt, so dass Fahrzeuge mit Hilfsgütern nun passieren können.
Logistische Hindernisse
„Je weiter man in ländliche Gebiete vordringt, desto weniger Hilfe gibt es. Einige Gebiete haben noch überhaupt keine Hilfe erhalten. Einige Menschen haben keine andere Wahl, als draussen unter dem strömendem Regen zu schlafen“, berichtet Caroline Seguin, Notfall-Koordinatorin von MSF. „Zurzeit sind es vor allem logistische Hindernisse, die die Hilfslieferungen aufhalten. Die kleinen Flughäfen auf der Insel Leyte sind nicht ausgerüstet, um grosse Frachtflugzeuge abzufertigen. Sie verfügen nicht über die nötigen Gerätschaften, um die riesigen Frachtmengen auszuladen und zu lagern.“
“Es ist eine Tatsache, dass die Hilfe die abgelegensten Gebiete noch nicht erreicht hat“, bestätigt Laurent Sury, der Leiter der MSF-Notfallprogramme. „Um diesen Engpass zu überwinden, muss der Flughafen stärker unterstützt werden. Insbesondere braucht es zusätzliche Flüge, damit die Hilfslieferungen schneller in die betroffenen Gebiete gelangen. Die Bemühungen von MSF konzentrieren sich darauf, die abgelegensten Gebiete zu erreichen. Wir betreuen nun auch immer mehr Patienten.“
In Tanauan kommen 70 Prozent unserer Patienten wegen infizierten Wunden. „Eine unserer grössten Sorgen betrifft die Ansteckung mit Tetanus. Wir müssen die Verletzten so schnell wie möglich impfen, aber dazu brauchen wir auch Kühlschränke und Elektrizität, damit wir die Impfstoffe lagern können“, erklärt Seguin.
Erste Hilfe im Rathaus
Der stellvertretende Bürgermeister, der selbst Arzt ist, leistet medizinische Grundversorgung im Rathaus, obschon dem Gebäude die Hälfte des Dachs fehlt. Zu Beginn belieferte MSF die Gemeinde mit Medikamenten und medizinischem Material und ist nun dabei, ein voll ausgestattetes Gesundheitszentrum einzurichten. Auf diese Weise soll die primäre Gesundheitsversorgung in Tanauan wieder sichergestellt sein.
Bis jetzt war es vor allem der Solidarität der lokalen Bevölkerung zu verdanken, dass die Hilfseinsätze durchgeführt werden konnten. Überlebende setzen alle Mittel ein, die sie zur Verfügung haben. „In Palo lieh uns der Gouverneur persönlich sein Auto, einschliesslich des Benzins. In Tacloban half uns ein Team von Höhlenforschern, den Parkplatz zu räumen, auf dem wir unser aufblasbares Spital errichten wollen“, erzählt Seguin.
Ausbau der medizinischen Tätigkeiten
Die Häufigkeit von Taifunen in dieser Region führte bei der Bevölkerung zwar zu einer gewissen Widerstandsfähigkeit gegenüber Katastrophen. Das Ausmass der Zerstörung durch die Sturmflut ist jedoch enorm, grosse Teile der Küste sind zerstört. Es muss deshalb sichergestellt werden, dass die Hilfslieferungen nicht in Häfen oder Flughäfen stecken bleiben und die gegenwärtig unzugänglichen Gebiete so bald wie möglich erreichen.
MSF baut zurzeit die medizinische Hilfe in fünf der am stärksten betroffenen Gebiete auf drei Inseln aus. Die Organisation arbeitet nun in Guiuan auf der Insel Samar, in der Umgebung von Tacloban, Ormoc und Burauen auf Leyte sowie in Roxas und Estancia auf Panay. In den nächsten Tagen wird in Tacloban ein voll ausgestattetes aufblasbares Spital errichtet. Dieses soll als Referenzzentrum für die umliegenden Gesundheitsposten dienen und die weiterführende Versorgung sicherstellen.