Weg von Einwegmasken – für die Gesundheit von Mensch und Umwelt

Der wiederverwendbare Mundschutz kann bis zu 40 mal gewaschen werden, und ist daher viel umweltfreundlicher als ein Einweg Mundschutz.

Mosambik4 Min.

Wie kann man Patient:innen versorgen, ohne dabei der Umwelt zu schaden? Diese Frage stellt sich Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) immer wieder und versucht, entsprechende Lösungen zu finden. Hintergrund: Die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels werden weltweit immer sichtbarer, und der Gesundheitssektor ist für rund 5 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Folglich müssen auch Anbieter von Gesundheitsleistungen Wege finden, ihre Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern.

Ärzte ohne Grenzen hat daher eine Initiative gestartet, um Alternativen zu chirurgischen Einweg-Gesichtsmasken zu finden. Denn die Masken gehören zu den Produkten, die vom medizinischen Personal der Organisation weltweit am meisten verwendet werden. Ein grosser Teil der Emissionen des Gesundheitssektors ist auf medizinische Einwegartikel zurückzuführen – im Fall von Ärzte ohne Grenzen machen diese fast 12 % aus. Sie verursachen zudem viel Abfall, der sicher entsorgt werden muss.

2011 nutzten wir noch etwa 50 000 Masken pro Jahr – 2023 waren es bereits über 500 000. Unsere eigenen Praktiken tragen dazu bei, der Umwelt zu schaden – und damit auch den Menschen, die wir unterstützen wollen. Für uns war also klar, dass wir einen anderen Weg finden mussten.

Dr. Monica Rull, medizinische Leiterin der Einsatzzentrale von Ärzte ohne Grenzen in Genf, von wo aus medizinische Projekte in 30 Ländern betreut werden.

Im Juni 2023 starteten die medizinischen Teams der Organisation in Mosambik und Kirgisistan eine Pilotinitiative: Chirurgische Einweg-Gesichtsmasken wurden durch waschbare Gesichtsmasken ersetzt, die bis zu 40-mal wiederverwendet werden können.

Ziel dabei war es, die Umweltauswirkungen von Einwegmasken mit denen von waschbaren Masken zu vergleichen. Gleichzeitig sollte geprüft werden, ob das Wiederverwenden von Masken in den verschiedenen Einsatzumfeldern von Ärzte ohne Grenzen logistisch machbar ist. In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin wurde eine Ökobilanz erstellt. Dabei wurden die umweltbezogenen Auswirkungen der Masken während ihres gesamten Lebensweges – «von der Wiege bis zur Bahre» – bewertet, d. h. das für die Herstellung der Maske verwendete Material, der Transport zum Herstellungsbetrieb, die Produktion und Verpackung der Maske sowie der Transport zum Verwendungsort, eine eventuelle Wiederaufbereitung und die endgültige Entsorgung der Masken. Dabei zeigte sich, dass die waschbaren Masken deutlich besser abschnitten als die Einwegmasken. Auch die Mitarbeitenden von Ärzte ohne Grenzen gaben an, die wiederverwendbaren Masken zu bevorzugen, da sie angenehmer zu tragen seien.

Die Erfahrungen in Kirgisistan und Mosambik haben gezeigt: Es ist möglich, die Zahl der Einweg-Operationsmasken zu reduzieren – was zu positiven Auswirkungen auf die Umwelt und einem geringeren CO2-Ausstoss führt. Und: Die Qualität der Behandlung und die Sicherheit der Patient:innen und des medizinischen Personals wird dadurch nicht beeinträchtigt. Langfristig soll ein erheblicher Anteil der Einwegmasken in den medizinischen Projekten von Ärzte ohne Grenzen durch nachhaltigere Alternativen ersetzt werden. Dank der Ergebnisse des Pilotprojekts ist der nächste Schritt, die waschbaren Masken so schnell wie möglich einzuführen. 

Auch Nelson Domingos Nuvunga, Pflegefachkraft bei Ärzte ohne Grenzen in Mosambik, ermutigt seine Kolleg:innen die Masken zu benutzen, «weil wir als Gesundheitsfachkräfte die Auswirkungen des Klimawandels sehr gut kennen. Ausserdem denke ich, dass es unsere Pflicht als Menschen ist, unseren Planeten zu retten.»

Jede Geste zählt. Aus einer gesparten Maske werden viele, und das macht den Unterschied.

Das Masken-Projekt ist nur eine der vielen Bemühungen von Ärzte ohne Grenzen, sich stärker für den Umweltschutz einzusetzen. Die Organisation verpflichtete sich, ihren CO2-Ausstoss im Vergleich zu 2019 bis 2030 um mindestens 50 Prozent zu senken. Mehr dazu hier: https://klimanotstand.msf.ch/  oder Climate emergency | MSF