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Wirbelsturm Chido: Wie ergeht es den Betroffenen?

© Costantino Monteiro/MSF
Mosambik3 Min.
Der Wirbelsturm Chido hinterliess Mitte Dezember eine Schneise der Verwüstung in Mosambik. Hunderttausende Einwohner:innen waren von der Katastrophe betroffen, 120 Menschen kamen in verschiedenen Regionen im Norden des Landes ums Leben. Überlebende und unsere Mitarbeitenden berichten über das, was sie erlebt haben. Aus ihren Worten sprechen Hilflosigkeit, Trauer und Zukunftsängste.
«Beim kleinsten Windstoss gerate ich in Panik. Wir haben Angst, dass es wieder passiert.»

Adubo Chuabo und seine Familie aus der Gemeinde Nanguassi haben durch den Zyklon Chido ihr Zuhause verloren. Sie leben derzeit in einer Notunterkunft aus Stroh und Stöcken.
«Die meiste Zeit über bin ich traurig. Wir wissen nicht, ob wir morgen etwas zu essen haben, geschweige denn, wie es weitergehen soll. Ich fühle mich hilflos. Ich habe jede Nacht Albträume und jeder noch so kleine Windstoss versetzt mich in Panik, weil ich Angst habe, dass es wieder ein Wirbelsturm ist. Da unser Haus zerstört wurde, haben meine Familie und ich uns zunächst in die Schule geflüchtet.»
«Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so etwas durchmachen muss. Die meisten Menschen hier haben alles verloren. Das hat mich völlig erschüttert. Hunger ist allgegenwärtig. In dieser Hütte zu schlafen ist eine Qual. Ich versuche zwar zu lächeln, doch es geht nicht lange, bis mir wieder die Tränen kommen. Ich weiss einfach nicht, wie es weitergehen soll. Meine Frau ist meine Stütze. Jeden Morgen sagt sie zu mir, es sei nur eine Frage der Zeit, bis wir das, was der Zyklon uns genommen hat, wieder zurückbekommen. Ich wünschte mir, es wäre so einfach. Ich fühle mich traurig und niedergeschlagen.»
«Wenn ich meine Kinder anschaue, weiss ich, dass ich nach vorne blicken muss.»

Jorge aus der Gemeinde Nanguassi leidet unter den Folgen des Wirbelsturms Chido.
«Ich habe alles verloren: mein Haus und mein gesamtes Hab und Gut. Meine Familie und ich schlafen im Freien. Ich habe ständig Kopfschmerzen und mache mir pausenlos Sorgen um unsere Zukunft. Alles, was ich auf meinen Feldern angebaut habe, wurde zerstört und Hunger begleitet uns jeden Tag. Es ist sehr frustrierend. Als der Zyklon über uns hereinbrach, waren wir zu Hause. Der Wind wurde immer stärker, sodass wir beschlossen, uns in eine Schule zu flüchten. Wir waren mit etwa zehn anderen Familien in einem Raum. Viele weitere Menschen hatten in den übrigen Räumen der Schule Zuflucht gefunden. Plötzlich wurde das Dach weggerissen. Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Wir waren verzweifelt. Ich bat schliesslich einen Nachbarn, dessen Haus nicht zerstört worden war, uns aufzunehmen.»
«Als wir am nächsten Tag zu unserem Haus zurückkehrten, waren wir geschockt. Es war völlig zerstört. Wir hatten uns jahrelang aufgeopfert und nun lag alles in Trümmern. Das ist nur schwer zu verkraften. Ich kämpfe, um den Mut nicht zu verlieren und weiterzumachen. Aber manchmal bin ich so traurig, dass ich einfach keine Energie mehr habe . Wenn ich meine Kinder ansehe, weiss ich, dass ich nach vorne blicken und Lösungen finden muss, allein schon, damit wir nicht verhungern.»
«Die Menschen brauchen Kraft, um mit der Situation umzugehen.»
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Basilio Jamal, psychologischer Berater bei Ärzte ohne Grenzen.
«Viele Menschen in den Gemeinden sind durch die Tragödie traumatisiert. Es erfordert viel Kraft, mit dieser Situation umzugehen. Einige Menschen haben Albträume, andere können kaum essen oder schlafen. Immer wenn sie versuchen, einzuschlafen, werden sie wieder von den traumatischen Bildern der Katastrophe eingeholt.»
«Für Menschen, die Angehörige verloren haben, ist es noch schwieriger, sich ein neues Leben aufzubauen. In unseren psychologischen Beratungen unterstützen wir die Menschen dabei, einen Umgang mit dieser harten Realität zu finden.»
© Costantino Monteiro/MSF