Zentralafrikanische Republik: MSF verstärkt Nothilfe

Dans la capitale centrafricaine, MSF dispense chaque semaine environ 12 000 consultations et assiste près de 300 accouchements.

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Die Lage in Bangui bleibt äusserst angespannt.

In der vergangenen Woche kam es in Bangui erneut zu mehreren tödlichen Zwischenfällen zwischen verfeindeten Volksgruppen. Die Teams von Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) behandelten in der Folge 200 Personen im Community Hospital sowie im Gesundheitszentrum Castor, wo MSF chirurgische Eingriffe vornimmt. Von diesen Patienten benötigten 90 eine lebensrettende Operation.
«Wir haben jeden Tag zahlreiche Fälle», berichtet Marie-Elisabeth Ingres, MSF-Landeskoordinatorin in Zentralafrika. «Unsere Teams behandeln Verletzungen, die auf extreme Gewalt schliessen lassen. Schusswunden, Verstümmelungen durch Stichwaffen und Lynchjustiz sind in Bangui alltäglich geworden.»

Prekäre Bedingungen in den Vertriebenenlagern

Aus Angst vor der Gewalt fliehen tausende Menschen aus der Stadt oder sammeln sich in Lagern, wo die Lebensbedingungen prekär sind. Die humanitäre Hilfe reicht bei Weitem nicht aus, um die enormen Bedürfnisse abzudecken.
MSF hat die Hilfsaktivitäten verstärkt und auf dem Gelände M’Poko beim Flughafen von Bangui, wo sich weiterhin 100'000 Personen aufhalten, eine Klinik mit 60 Betten eingerichtet. In der Hauptstadt leistet MSF auch Hilfe für die Vertriebenen in den Klostern Boy-Rabe und Don Bosco, wo 28'000 resp. fast 30'000 Menschen Zuflucht gefunden haben. Weitere Teams der Organisation sind ausserdem in mehreren Gesundheitszentren in der Stadt tätig. In Zongo unterstützt ein medizinisches Team von MSF die Flüchtlinge, die den Fluss Oubangui überquert haben, um so in die Demokratische Republik Kongo zu gelangen.

Verletzungen, Malaria, Atemwegsinfektionen

In der zentralafrikanischen Hauptstadt hält MSF jede Woche rund 12'000 Sprechstunden ab und führt fast 300 Entbindungen durch. MSF-Teams behandeln Patienten mit gewaltbedingten Verletzungen, von denen die schlimmsten Fälle ins Community Hospital überwiesen werden, sowie Patienten mit Malaria – häufigste Todesursache im Land. Die Menschen leiden auch an Atemwegsinfektionen und Durchfallerkrankungen, die direkt auf die schlechten Lebensbedingungen in den Lagern zurückzuführen sind.
Die MSF-Teams bemühen sich, diese Bedingungen zu verbessern und verteilen lebensnotwendige Güter, bauen Latrinen und verteilen Wasser an die vertriebenen Menschen am Flughafen, in Don Bosco, in der Koranschule PK5 sowie in der Kirchgemeinde St. Sauveur.

Im Landesinnern verschlimmert sich die Lage

Die Gefechte und Vergeltungsmassnahmen zwischen den Seleka-Rebellen und der Anti-Balaka-Miliz gehen weiter. Inzwischen wird die Zahl der vertriebenen Menschen im ganzen Land auf 900'000 (Quelle: OCHA) geschätzt, was 2 Prozent der Bevölkerung entspricht. Diese Menschen haben wegen der unsicheren Lage keinen Zugang zu medizinischer Versorgung; viele verstecken sich aus Angst vor der Gewalt im Busch.
Angesichts der Zunahme von Gewalthandlungen hat MSF die Arbeit im Spital in Berbérati im Südwesten des Landes aufgenommen. Die medizinischen Teams unterstützen das Ernährungsprogramm und die pädiatrische Abteilung. Auch im Nordwesten eröffnete die Organisation neue Projekte: In Bouar bereitet sich ein Team darauf vor, das dortige Spital bei medizinischen und chirurgischen Notfällen zu unterstützen. Im Spital in Bozoum leistet ein MSF-Team bereits logistische und medizinische Hilfe und hat mobile Kliniken eingerichtet, um zu den 2'500 Menschen zu gelangen, die aus Angst vor Kämpfen im Innern der Stadt eingeschlossen sind.

Unsichere Lage bremst Hilfeleistungen

Anderen Notfall-Teams von MSF ist es gelungen, die Städte Bossemptélé, Baoro und Bocaranga zu erreichen. «Bocaranga ist eine Geisterstadt – leer, zerstört und geplündert. Es ist unheimlich», erzählt Delphine Chedorge, Notfall-Koordinatorin von MSF. «Unsere Kontaktpersonen in der Provinz berichten von extremer Gewalt und von Vertreibungen. Die Bevölkerung lebt in Angst und Schrecken. Leider ist es so, dass die unsichere Lage unsere Hilfeleistungen bremst – ausgerechnet jetzt, wo dringend ein Notfalleinsatz erforderlich wäre.»
MSF führt auch die Nothilfe-Tätigkeiten in Bossangoa, Boguila und Bouca weiter. Neben der Unterstützung der Spitaleinrichtungen und der Aktivitäten in den Lagern in den Städten suchen MSF-Teams mit mobilen Kliniken die Menschen auf, die nach jedem Gewaltausbruch wieder in den Busch flüchten.

Aktivitäten von MSF in Zentralafrika

MSF ist seit 1997 in der Zentralafrikanischen Republik tätig. Neben sieben regulären Projekten (Batangafo, Carnot, Kabo, Ndélé, Paoua, Bria and Zémio) leitet die Organisation auch acht Notfall-Projekte (Bangui, Bozoum, Berbérati, Bouar, Boguila, Bossangoa and Bouca). Ausserdem ist ein mobiles Nothilfe-Team auf dem Weg nach Bossemptélé. MSF hofft, bald auch in den Spitälern Bangassou und Ouango tätig zu werden. Insgesamt versorgt MSF fast 400'000 Personen in 12 Spitälern, 16 Gesundheitszentren und 40 Gesundheitsposten mit kostenloser medizinischer Behandlung. Die Teams von MSF bestehen aus rund 200 internationalen sowie mehr als 1'800 lokal angestellten Mitarbeitern.