Ärzte ohne Grenzen weitet Hilfe im Libanon aus

Bombenangriffe auf Beirut

Libanon2 Min.

Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) hat die Nothilfe im Libanon ausgeweitet. Im gesamten Land wurden Teams mobilisiert, um Vertriebene medizinisch und psychologisch zu betreuen.

Die israelischen Bombardierungen haben nach Angaben der nationalen Behörden mehr als eine Million Menschen zur Flucht gezwungen, insbesondere im Südlibanon und im Süden der Hauptstadt Beirut. 

«Familien fliehen aus ihren Häusern, um sich in Sicherheit zu bringen. Viele von ihnen suchen Zuflucht in provisorischen und überfüllten Unterkünften», sagt Luna Hammad, medizinische Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen im Libanon. «Viele der Vertriebenen sind Kinder, Frauen, ältere Menschen und Menschen mit körperlichen Behinderungen. Sie leben unter schrecklichen Bedingungen, einschliesslich begrenztem Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen und grundlegender Gesundheitsversorgung. Der Bedarf ist enorm.»

Im gesamten Libanon gibt es derzeit 875 Notunterkünfte, die nach Behördenangaben bereits zu mehr als 70 Prozent belegt sind. Die meisten Vertriebenen benötigen dringend Hilfe, da sie ohne das Nötigste geflohen sind. 

Als Reaktion auf die katastrophale Lage hat Ärzte ohne Grenzen mehrere mobile medizinische Teams, darunter Ärzt:innen, Krankenpfleger:innen und Psycholog:innen, in Schulen und andere Unterkünfte im ganzen Land geschickt. Diese Teams haben in der vergangenen Woche bereits mehr als 1’780 allgemeinmedizinische Konsultationen durchgeführt und leisten weiterhin Hilfe für vertriebene Einzelpersonen und Familien. Weitere Teams sind unterwegs. 

Die Situation erzeugt ein Gefühl ständiger Angst. Die Teams der Organisation sind mit einem immensen Bedarf an psychologischer und psychosozialer Unterstützung konfrontiert. Bei den Telefon-Hotlines für psychische Gesundheit gehen täglich über 100 Anrufe ein. 

Zur Unterstützung der Gesundheitseinrichtungen hat Ärzte ohne Grenzen 7’000 Liter Treibstoff an Spitäler im ganzen Land gespendet und mehr als 10 Tonnen medizinischer Hilfsgüter verteilt. 

Darüber hinaus spendet Ärzte ohne Grenzen wichtige Güter wie Hygienesets, Decken und Matratzen an vertriebene Familien und liefert Nahrungsmittel und Trinkwasser an Notunterkünfte. 

Die schlechten sanitären Bedingungen und die unzureichende Wasserversorgung sowie die Überbelegung der Unterkünfte erhöhen das Risiko für die Verbreitung von Infektionskrankheiten. 

Ärzte ohne Grenzen ist zutiefst besorgt über die andauernden Bombardierungen. Die Organisation fordert, dass die Zivilbevölkerung, das medizinische Personal und medizinische Einrichtungen geschützt werden muss. Viele Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen im Libanon sind selbst Vertriebene; einige haben Angehörige verloren oder haben Familienmitglieder, die verletzt wurden. 

Nach Angaben der Vereinten Nationen mussten sechs Spitäler und 40 primäre Gesundheitszentren bis zum 1. Oktober geschlossen werden, da anhaltende Luftangriffe und Schäden im Strassennetz die Bewegungsfreiheit der Menschen und den Zugang für humanitäre Hilfe in mehreren Regionen stark einschränken.