Äthiopien: Zahl der schwer mangelernährten Kinder mehr als verzehnfacht
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Die humanitäre Lage im Südosten Äthiopiens ist alarmierend. Die Zahl der schwer akut mangelernährten Kinder ist hier so hoch wie noch nie. MSF ist in der Verwaltungszone Dolo im Einsatz, die am stärksten betroffen ist.
In der äthiopischen Region Somali haben Mitarbeitende seit Januar mehr als 6’000 Kinder unter fünf Jahren mit schwerer Mangelernährung behandelt. Dies sind mehr als zehnmal so viele wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres, in dem knapp 500 Kinder behandelt wurden.
«In zehn Jahren Arbeit in der Region haben wir noch nie so viele Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung gesehen wie jetzt», sagt Saskia van der Kam, Expertin für Mangelernährung bei Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF).
MSF-Teams haben zusammen mit den äthiopischen Gesundheitsbehörden 27 ambulante und vier stationäre therapeutische Ernährungszentren eingerichtet, um schwer mangelernährte Kinder zu behandeln. Allein in den ersten zwei Juniwochen wurden 322 schwer mangelernährte Kinder in die vier unterstützen stationären Ernährungszentren eingewiesen. Trotz aller Bemühungen konnten 51 Kinder nicht gerettet werden; insgesamt sind im Juni bereits 67 Kinder an den Folgen von Mangelernährung gestorben.
Tausende Menschen sind völlig auf externe Hilfe angewiesen
In der Region sind zwei Regenzeiten hintereinander ausgefallen. Infolge der Dürre ist das Vieh verendet. Viele Menschen mussten deshalb ihre nomadische Lebensweise aufgeben und sich in informellen Lagern niederlassen. Doch auch hier haben sie nicht ausreichend Wasser und Nahrung, um zu überleben, und sind völlig auf externe Hilfe angewiesen.
Regionale Behörden haben Lebensmittel verteilt, aufgrund der hohen Zahl der Vertriebenen gehen die Nahrungsmittelvorräte jedoch zur Neige. Gleichzeitig warnt das Welternährungsprogramm (WFP) davor, dass seine Nahrungsmittelhilfen für die Somali-Region bis Ende Juli erschöpft und rund 1,7 Millionen Menschen von Mangelernährung bedroht sein werden.
Dringender Aufruf an Geber und humanitäre Organisationen
MSF befürchtet, dass sich die Ernährungssituation in der Somali-Region noch deutlich verschlechtern wird, und plant nun, den Notfalleinsatz auf die Verwaltungszonen Jarar und Nogob auszuweiten.
«Unsere Teams arbeiten mit den Gesundheitsbehörden zusammen, um so viele Kinder wie möglich mit therapeutischer Nahrung zu versorgen», sagt Karline Kleijer, Leiterin des Notfallteams von MSF. «Im Moment geht es darum, die Sterblichkeitsrate zu reduzieren. Dabei ist es häufig nicht möglich, eine umfassende Versorgung zu gewährleisten. Vor einer solchen Wahl sollten wir nicht stehen müssen. Es ist dringend notwendig, dass mehr Nahrungsmittelhilfe und mehr humanitäre Organisationen in diese Region kommen.»
MSF ruft alle Geberländer und -institutionen auf, ihre Unterstützung für Äthiopien zu verstärken, damit die Nahrungsmittellieferungen nicht unterbrochen werden müssen und sich die Ernährungskrise nicht noch weiter verschärft. Zugleich müssen humanitäre Organisationen Teams von Helfern in die am heftigsten betroffenen Gebiete entsenden, um eine weitere Zuspitzung der Lage zu verhindern.