Aleppo: Syrien und Verbündete müssen Bombardierung sofort stoppen
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Die internationale Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) fordert von der syrischen Regierung und ihren Verbündeten, das Bombardement des Ostteils von Aleppo sofort zu stoppen.
„Der willkürliche Beschluss der belagerten Stadtteile hat ein Blutbad unter den Zivilisten angerichtet“, sagt Xisco Villalonga, dessen Projektabteilung die verbliebenen Kliniken in Ost-Aleppo unterstützt. Erst am Mittwoch sind zwei weitere von MSF unterstützte Spitäler durch Beschuss schwer beschädigt worden. Sie mussten den Betrieb einstellen. Die Bombardierung geschah nur wenige Stunden, nachdem der UN-Sicherheitsrat in New York zusammengekommen war, um die Resolution 2286 zum Schutz medizinischer Einrichtungen zu diskutieren.
Ganz Ost-Aleppo ist zu einer gigantischen Todeszone geworden
„Die Bomben prasseln wie Regen aus den Flugzeugen der Militärkoalition der syrischen Regierung auf die Menschen herunter. Ganz Ost-Aleppo ist zu einer gigantischen Todeszone geworden. Die syrische Regierung muss die willkürlichen Bombardements stoppen. Russland muss als unverzichtbarer politischer und militärischer Verbündeter der syrischen Regierung den nötigen Druck auszuüben, damit der Beschuss gestoppt wird“, so Villalonga.
Laut der zuständigen Gesundheitsbehörde wurden in die noch funktionierenden Kliniken im Ostteil Aleppos vom 21. bis 26. September mindestens 822 Verwundete eingeliefert, darunter 221 Kinder. Hinzu kamen mindestens 278 Menschen, die bei ihrer Ankunft schon tot waren, darunter 96 Kinder.
„Alle Intensivstationen sind voll. Patienten müssen darauf warten, dass andere sterben, um ein Bett zu bekommen. Wir haben nur drei Operationssäle, und allein gestern mussten wir 20 grosse Operationen wegen schwerer Bauchverletzungen vornehmen”, sagt Dr. Abu Waseem, Leiter eines von MSF unterstützten Spitals im Osten Aleppos. „Das Personal des Spitals arbeitet bis zu 20 Stunden am Tag - es kann nicht einfach nach Hause gehen und die Menschen sterben lassen.”
Wir sind machtlos
Weil eine sehr grosse Zahl an Verwundeten behandelt werden muss, gehen in allen Spitälern die Materialbestände aus. Als die Belagerung im August für kurze Zeit aufgehoben war, konnte MSF einen Transport mit medizinischen Materialien in die Stadt bringen. Seitdem ist dies aber nicht mehr gelungen. „In den vergangenen Monaten haben wir alles in unserer Macht Stehende getan, um die Spitäler in Aleppo weiter zu unterstützen", sagt Villalonga. "Doch angesichts der Komplettbelagerung, der intensiven Bombardierung und den Angriffen auf humanitäre Konvois können wir nichts mehr tun. Wir sind machtlos."
„Russland und die anderen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats müssen die Resolution zum Schutz medizinischer Hilfe respektieren. Was sich derzeit in Aleppo abspielt, missachtet jegliche Menschlichkeit und muss beendet werden“, sagt Villalonga. „Die rücksichtslose, brutale Bombardierung der Stadt muss aufhören. Schwerkranke und Verwundete müssen dringend in Gebiete gebracht werden, wo sie medizinische Hilfe erhalten können. Passiert dies nicht, bestätigt sich, was viele schon befürchten: Die Welt lässt die Menschen in Aleppo im Stich und überlässt sie einem gewaltsamen, qualvollen Tod.“
MSF unterstützt acht Spitäler im Ostteil Aleppos. Im ganzen Land unterstützt die Organisation mehr als 150 Gesundheitszentren, darunter viele in belagerten Gebieten. Im Norden Syriens betreibt MSF selbst sechs medizinische Einrichtungen.