COVID-19: Schutz des medizinischen Personals muss europaweit gewährleistet sein

Südsudan, 01.09.2019

Italien2 Min.

MSF ruft zu Solidarität unter EU-Staaten auf. Die Zahl der bestätigten Covid-19 Erkrankungen steigt in vielen Ländern Europas exponentiell. MSF ruft deshalb die EU-Mitgliedstaaten dazu auf, über ihren Landesgrenzen hinaus Solidarität zu bezeugen. Grundlegende medizinische Ausrüstung, einschliesslich persönlicher Schutzausrüstung wie Gesichtsmasken für das Gesundheitspersonal, muss vor allem dort zur Verfügung gestellt werden, wo sie am meisten gebraucht wird.

In Italien, wo MSF-Teams seit letzter Woche in vier Spitälern im Epizentrum des Landes im Einsatz sind, ist ein Mangel an Schutzausrüstung für das medizinische Personal festzustellen.

Bereits 1700 medizinische Fachkräfte infiziert

Diese Knappheit der Schutzbekleidung könnte die Ausbreitung der Pandemie nochmals antreiben und wird Gesundheitssysteme daran hindern, weitere Leben zu retten. Fast 1700 medizinische Fachkräfte, das sind acht Prozent der gesamten Covid-19-Fälle in Italien, haben sich bei der Betreuung von schwerkranken Patientinnen und Patienten in der Intensiv- oder Langzeitpflege angesteckt.

Einige Ärztinnen und Ärzte sehen sich gezwungen, die gleiche Schutzmaske zwölf Stunden am Stück zu tragen.

Dr. Claudia Lodesani, Präsidentin von MSF Italien

«Jeden Tag werden wir angefragt, ob wir Personal, Material oder unsere Hilfe zur Verfügung stellen können. Ohne dringend benötige Schutzausrüstung werden immer mehr Beschäftigte im Gesundheitswesen erkranken und die Patientinnen und Patienten, die dringend Pflege benötigen, werden diese vielleicht nicht mehr erhalten. Dies alles wird uns im Kampf gegen das Virus erheblich schwächen.», sagt Dr. Claudia Lodesani, Präsidentin der italienischen Sektion von MSF, die den Einsatz gegen Covid-19 in Italien leitet.

Europäische Mitgliedstaaten müssen Solidaritätsmechanismen umsetzen

Im Augenblick kann kein einziger Staat ihren Bedarf an medizinischer Ausrüstung allein produzieren und bewältigen. Die europäischen Mitgliedstaaten sind deshalb dazu aufgerufen, die von der Europäischen Union eingerichteten Solidaritätsmechanismen umsetzen. Die Ressourcen müssen untereinander verteilt werden, um die Pandemie zu stoppen.

«Heute benötigt Italien dringend Lieferungen von medizinischer Ausrüstung zum Schutz des medizinischen Personals. In einigen Wochen könnte dies jedoch auch anderswo der Fall sein. Neben der Ausdehnung der Produktionskapazitäten müssen die europäischen Regierungen für reibungslose Lieferabläufe sorgen", sagt Brice de le Vingne, Leiter der MSF-Task Force COVID-19 in Brüssel.

Covid-19 breitet sich weiter aus und jedes Land wird vor der gleichen Herausforderung stehen, wenn das Epizentrum der Pandemie nicht mit einer starken gemeinsamen Anstrengung angegangen wird. «Dieses Virus respektiert keine Grenzen und daher muss auch die Solidarität über die Grenzverläufe hinaus ausgedehnt werden», sagt de le Vingne.

Gesundheitspersonal muss geschützt werden

Spitäler und die Kapazität zur Pflege von Patientinnen und Patienten müssen aufgerüstet werden. Gleichzeitig ist auch entscheidend, grundlegende Massnahmen der öffentlichen Gesundheit zu fördern, die sich schon bei vergangenen Infektionskrankheiten als wirksam erwiesen haben. Um weiterhin den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu sichern, sollten Einzelpersonen sich zudem streng an die grundlegenden Hygienemassnahmen halten und Distanz zu ihren Mitmenschen bewahren.